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PASSIV Pasiva

(comp.) Justo Fernández López

Diccionario de lingüística español y alemán

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horizontal rule

Vgl.:

Diathese / Medium / Medialkonstruktionen / Vox / Topik vs. Prädikation / Thema-Rhema-Struktur / Funktionale Satzperspektive / Topic vs. comment / Vorgangspassiv / Zustandspassiv

 

Passiv [Auch: Leideform]

Neben Aktiv und Medium Subkategorie des Genus Verbi. In semantischer Hinsicht beschreibt P. die durch das Verb ausgedrückte Handlung vom Standpunkt des Betroffenen oder einer anderen nicht agentivischen Rolle. Dabei wird die Valenz des aktiv gebraucht Verbs in typischer Weise verändert: das Subjekt wird zum (in der Regel fakultativen) Präpositional- bzw. obliquen Objekt, und ein Objekt (meist das direkte) zum Subjekt: Philip sucht Caroline vs. Caroline wird (von Philip) gesucht. Das P. ist nicht die grundlegende Diathese, da es morphosyntaktisch die komplexere Konstruktion darstellt (meist wird das P. durch ein spezifisches Hilfsverb oder ein Verbaffix gekennzeichnet) und bestimmten Beschränkungen unterliegt. Die Restriktionen der P.-Bildung sind sprachspezifisch; im Dt. z.B. ergeben sie sich bei Medialen Verben (kosten, wiegen u.ä.) oder bei Kognaten (»inneren«) Objekten: Er starb einen sanften Tod vs. *Ein sanfter Tod wurde von ihm gestorben.

Aufgrund unterschiedlicher Eigenschaften wird für das Dt. unterschieden zwischen:

 (a) Vorgangspassiv (auch: werden-Passiv), das mit dem Hilfsverb werden oder mit den Verben bekommen, erhalten, kriegen (auch: bekommen-Passiv) gebildet wird: Das Experiment wurde gründlich überprüft. Er bekommt Rosen geschenkt. Es kann als

       (aa)  »Persönliches Passiv« von transitiven Verben oder als

       (ab)  »Unpersönliches Passiv« von intransitiven Verben vorkommen: Es wurde viel getanzt

 (b) Das Zustandspassiv (auch: sein-Passiv) wird mit dem Hilfsverb sein gebildet: Die Tür ist geöffnet.“ [Bußmann, H., S. 564]

„Das Dt. kennt im Gegensatz zu manchen anderen Sprachen (z. B. zum Lateinischen oder Gotischen) nur eine analytische Passivbildung. Um ein Passiv zu bilden, wird das Partizip Perfekt des Vollverbs mit einer Form des Hilfsverbs werden verbunden (Vorgangspassiv), daneben gibt es auch eine Passivbildung mit sein (Zustandspassiv). Passivbildung sind in allen Tempora möglich, wobei die Zeitstufe bei Präsens und Präteritum durch die entsprechende Form des Hilfsverbs werden, bei allen anderen Tempora unter zusätzlicher Zuhilfenahme von sein und/oder einem zweiten werden ausgedrückt wird. Dabei wird das Partizip von werden ohne das Präfix ge- verwenden (also worden statt geworden):

Ich bin geimpft worden.

(Vorgang; Perfekt)

> Ich bin geimpft.

(Zustand; Präsens)

Ich war geimpft worden.

(Vorgang; Plusquamperfekt)

> Ich war geimpft.

(Zustand; Präteritum)

Transitive wie intransitive Verben können auch ein unpersönliches Passiv bilden, dabei wird das Subjekt nur durch das Pronomen es ausgedrückt, das bei entsprechender Satzstellung auch weggelassen werden kann: Es wurde viel gelacht.  Dir kann geholfen werden. Nicht von allen Verben kann ein unpersönliches Passiv gebildet werden; die Voraussetzung für die Passiv-Fähigkeit scheint darin zu bestehen, dass das Verb eine Handlung ausdrückt, d. h. ein Agens impliziert. So können etwa Witterungsverben kein Passiv bilden: *Es wird geschneit. Das ist auch der Grund dafür, warum Verben wie bekommen oder kriegen (trotz ihrer Akkusativrektion, die eigentlich ein Merkmal transitiver Verben darstellt) nicht passivfähig sind. Ein Zustandspassiv kann nur von transitiven, nicht durativen Verben gebildet werden: Es ist viel getanzt worden ð*Es ist viel getanzt.

Behandlung des Passivs in verschiedenen Modellen

In der Dependenzgrammatik erfährt das Passiv keine spezifische theoretische Deutung; in der Hierarchie der Abhängigkeiten steht zuoberst das tempusbildende Hilfsverb sein, danach folgt das passivbildende Hilfsverb (werden oder sein), und von diesem ist wiederum das Vollverb abhängig:

Demgegenüber hat die Interpretation des Passivs durch die Generative Transformationsgrammatik zu lebhaften Diskussionen geführt. Die Annahme, dass Aktiv- und Passivsätze nur zwei Oberflächenvarianten einer identischen Tiefenstruktur darstellen, wurde vielfach kritisiert und führt vor allem bei Sätzen mit quantifizierenden Elementen zu Schwierigkeiten: a) Jeder liebt jemanden. b) Jemand wird von jeden geliebt. Bei a) wird die allgemeine Liebesfähigkeit gegenüber einem jeweils individuellen Objekt unterstellt; bei b) wird hingegen offenbar von einer Person gesprochen, die die Liebe aller auf sich vereinigt hat. Die Lexical Functional Grammar geht von unterschiedlichen thematischen Strukturen in den beiden Genera aus.

Passivperiphrasen

Es gibt eine Reihe von Ersatzformen, die zur Umschreibung des Passivs (Passivperiphrase) verwendet werden können. Die vorliegende Form ist dann zwar Aktiv, ihrem Sinn nach jedoch passivisch; entsprechend kann sie jeweils in eine Passiv-Form überführt werden. Die meisten Passiv-Periphrasen enthalten eine zusätzliche modale Komponente. Passiv-Periphrasen sind:

ohne modale Komponente:

-   kriegen, bekommen, erhalten + Partizip PerfektWir bekommen das Buch geschenkt (= Wir werden mit dem Buch beschenkt).

In einigen Grammatiken wird diese Form auch als „Adressaten-Passiv“ oder „Rezipienten-Passiv“ bezeichnet; manche Autoren fassen sie auch als Dativ-Passiv des Deutschen auf. Bei Engel werden diese drei Verben zusammen mit werden, sein und gehören unterschiedslos als „Auxiliarverben“ zur Passivbildung bezeichnet.

-   gehören + Partizip Perfekt (umgangssprachlich): Das gehört verboten.

Die in dieser Form enthaltene modale Komponente lässt sich durch sollen wiedergeben: Das sollte verboten werden

-   sein + Infinitiv + zu:  Diese Aufgabe ist leicht zu lösen; der Brief ist sofort zu beantworten.

Die modale Komponente ist können oder müssen: Die Aufgabe kann leicht gelöst werden. / Der Brief muss sofort beantwortet werden. Diese Art der Passivperiphrase wird oft als Form des Gerundivums aufgefasst, d. h. als prädikative Entsprechung zu die leicht zu lösende Aufgabe usw. Gelegentlich wird aus es gibt + Infinitiv + zu anstelle von sein zur Passivperiphrase benutz: Es gibt viel zu erledigen. (vgl. Es ist viel zu erledigen - Es muss viel erledigt werden.).

-   lassen  + sich + Infinitiv: Das Problem lässt sich auf verschiedene Weisen lösen.  

Die modale Komponente ist können: Das Buch kann leicht gelesen werden. / Die Platte kann gut verkauft werden.

Reflexiskonstruktionen als Passivperiphrase sind in anderen Sprachen sehr viel häufiger anzutreffen als im Deutschen und enthalten dann gewöhnlich keine modale Komponente. Allerdings stehen sie sehr häufig dort, wo im Deutschen unpersönliche Wendungen mit man dem Passiv vorgezogen werden, vgl. z. B. französisch: Cela ne se mange / dit pas, wörtlich: ‘das isst / sagt sich nicht’ [sp.‘eso no se come / eso no se dice’], Serbokroatisch: Kako se kaze ...?, wörtlich: ‘wie sagt sich ...?“         

[Hentschel / Weydt: Handbuch der deutschen Grammatik, S. 117-126]

Im Sp. unterscheidet man: Pasiva analítica (mit ser + veränderlichem Partizip), Pasiva de estado (mit estar + veränderlichem Partizip) und Pasiva refleja (mit se + 3. Pers. Sing./Plural des Verbes). 

[Siehe ausführlicher unter Diathese].

Thema-Rhema beim Passiv - Das Passiv und die Mitteilungsperspektive

Topic [Thema] ist das, wovon der Satz handelt und comment [Rhema] das, was ausgesagt wird über das, wovon der Satz handelt.  Die Sätze

a) Die Katze jagt die Ratte.

Hier ist die Katze topic

 [Thema]

b) Die Ratte wird von der Katze gejagt.

Hier ist die Ratte topic

 [Thema]

„In prädikatenlogischer Notation sieht man keinen Unterschied, da Subjekt und Objekt Argumente auf der gleichen Stufe sind:   J (k, r)

Dass da ein Argument vor dem anderen steht, spielt in diesem Zusammenhang [Prädikatenlogik] keine Rolle.“          

[Allwood, J. / Andersson, L-G / Dahl, Ö: Logik für Linguisten. Tübingen: 1973,  S. 102-103]

«Passiv. Textfunktion:

Indem das Vorgangspassiv dem Sprecher/Schreiber ein Mittel an die Hand gibt, eine Kette von Aktivsätzen abwechslungsreicher zu gestalten, dient es in stilistischer Hinsicht ganz allgemein der Ausdrucksvariation. Darüber hinaus wird es besonders in Stilarten und Textsorten wie Sprache der Wissenschaft und Verwaltung, in wissenschaftlichen Abhandlungen, Gesetzestexten, Anordnungen und Gebrauchsanweisungen verwendet, weil es Formulierungen gestattet, die den Handelnden unbezeichnet lassen. Außerdem verliert die Handlung als solche ihren Charakter und erscheint als ein – vom Handelnden losgelöster – Vorgang.

Abgesehen davon, dass das Vorgangspassiv – wegen der Möglichkeit, das Agens auszusparen – eine ökonomische Ausdrucksweise darstellt, ist es auch noch in anderer Hinsicht maßgeblich am Aufbau eines Textes beteiligt: Es hilft dem Sprecher/Schreiber, die Mitteilungsperspektive gemäß seinen Absichten zu entwickeln, und zwar durch Thematisierung des Akkusativobjekts in seiner Äußerung und (stärkere) Rhematisierung von Prädikat und Agensgröße (Handlungsträger).

Als Thema bezeichnet man den Ausgangspunkt einer Mitteilung, das Bekannte, Gegebene, das als solches für den Hörer/Leser nur geringen oder gar keinen Mitteilungswert hat. Syntaktisch gesehen besetzt es meistens die Subjektstelle. Als Rhema bezeichnet man das neu Mitzuteilende, das als solches den größten Mitteilungswert trägt.

Thematisierung des Akkusativobjekts und stärkere Rhematisierung des Prädikats zeigt z. B. das folgende Beispiel:

...ich hatte am ersten Abend schon eine Schlägerei mit einem Schwachsinnigen ... Ich wurde nicht nur ganz schön zusammengeschlagen ..., ich bekam auch eine schwere Gelbsucht. (H. Böll)

Das Passiv (Ich ... wurde zusammengeschlagen...) erlaubt dem Autor hier, das Subjekt des ersten Satzes (ich) auch im zweiten beizubehalten. Da es sich auf schon Eingeführtes bezieht, spielt es die Rolle eines Themas ohne Neuigkeitswert. Demgegenüber hätte die entsprechende Aktivkonstruktion die Größe ich als Akkusativobjekt einführen müssen (Der Schwachsinnige schlug mich zusammen ...), wobei das Agens (Der Schwachsinnige) unnötigerweise wiederholt und der stilistisch wirkungsvolle Parallelismus der Konstruktion zerstört worden wäre. Gleichzeitig wird das Prädikat als Rhema, d. h. als Information mit dem größten Mitteilungswert, dadurch hervorgehoben, dass es nur in der Form eines verbalen Gefüges ohne Agensnennung dargeboten wird. (Eine noch stärkete Rhematisierung erzielt freilich das subjekt- und angabenlose Passiv vom Typ Es wird getanzt.)

Rhematisierung des Agens (des Handlungsträgers) begegnet im folgenden Ausschnitt aus einer Fußballreportage:

... jetzt wird Müller angespielt, von Meier.

Der besondere Mitteilungswert der Agensangabe von Meier wird hier durch Entstellung und Ausklammerung unterstrichen.»

[DUDEN: Die Grammatik. Mannheim e. a.: Dudenverlag, 1984, p. 180]

„Eisenberg (1989: 149 f.) vermutet, dass ein Ausdruck des Agens im Passivsatz diesem ein (gegenüber seinem Gebrauch als Subjekt des entsprechenden Aktivsatzes) stärkeres Gewicht verleiht, es zu Rhema macht, dies ist u. E. aber keineswegs immer der Fall und hängt wesentlich von der Satzstellung ab. Vgl.: Die Gesetzesvorlage der Regierung wurde vom Parlament in zweiter Lesung mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. / Mit überwältigender Mehrheit wurde die Gesetzesvorlage der Regierung in zweiter Lesung abgelehnt. / Vor Parlament wurde die Gesetzesvorlage der Regierung in zweiter Lesung mit überwältigender Mehrheit abgelehnt usw.“

[Hentschel, E. und Weydt, H.: Handbuch der deutschen Grammatik. Berlin: W. de Gruyter, ²1994, S. 119]

„Für die Wahl der sprachlichen Mittel und der grammatischen Form ist die Mitteilungsperspektive maßgebend. Die Mitteilungsperspektive ist auf die Person oder Sache gerichtet, über die etwas mitgeteilt wird, die also Thema der Mitteilung ist; sie kann ebenso auf einen ganzen Sachverhalt gerichtet sein, der Inhalt einer Äußerung ist. Die Mitteilungsperspektive ist entscheidend für die Wahl des Subjekts, nach dem sich der lexikalische und strukturale Aufbau des Satzes richtet. Eines der grammatischen Mittel für die Beibehaltung oder Änderung der Mitteilungsperspektive zur Anpassung der Beschreibung an die Sprechsituation oder an den Kontext ist das Passiv.

Wir fuhren sehr schnell. Ein Polizist hielt uns an.

Wir fuhren sehr schnell und wurden (von einem Polizisten) angehalten.

Durch die Änderung der Mitteilungsperspektive bei der Beschreibung eines Sachverhalts ergibt es sich, dass Handlungen durch das Passiv als Vorgänge gesehen werden. Der Urheber des als Vorgang betrachteten Sachverhalt kann, wenn es für die Mitteilung von Bedeutung ist, in einer freien Angabe genannt werden. Ebenso kann auch die Ursache eines Vorgangs genannt werden, wenn wegen der Mitteilungsperspektive ein Vorgang mit dem Passiv beschrieben werden muss.

Mit Hilfe des Passivs lässt sich vor allem die im Akkusativobjekt bezeichnete Person oder Sache in die Mitteilungsperspektive bringen.

Mit Hilfe des Passivs kann auch das Geschehen in die Mitteilungsperspektive rücken.

Hierbei entstehen die so genannten subjektlosen Passivsätzen. Die Personalform im Prädikat steht in der 3. Person Singular.

Folgende Satzbindungen lassen kein Passiv zu, weil kein Wechsel der Mitteilungsperspektive möglich ist:

1. Sätze mit Reflexivpronomen als Objekt. Bei diesen Sätzen ist das Subjekt mit dem Objekt identisch.

2. Sätze, bei denen das Akkusativobjekt einen Teil des Subjekts bezeichnet. Auch hier besteht im

     Grund Identität mit dem Subjekt.

3. Sätze mit Prädikatsergänzungen, die Akkusativform haben oder haben könnten.

4. Sätze, in denen das Akkusativobjekt ein eigenes Prädikat hat.

5. Sätze mit freien Angaben, die Akkusativform haben.

6. Eine Änderung der Mitteilungsperspektive ist mit Hilfe des Passivs nicht möglich

     a)    bei Verben, die ein Sein bezeichnen;

     b)    bei den meisten Verben, die einen Vorgang bezeichnen.

Wenn bei subjektlosen Passivsätzen kein Satzglied als Kontaktglied den Platz im Vorfeld beansprucht, nimmt das Pronomen es den freien Platz im Vorfeld ein. Das Pronomen es ist nicht als Subjekt des Satzes anzusehen!

Andere sprachliche und grammatische Mittel zur Anpassung an die Mitteilungsperspektive:

Neben dem Passiv gibt es noch weitere Mittel, um die Mitteilungsperspektive der Sprechsituation oder dem Kontext anzupassen. Oft werden diese Mittel dem Passiv vorgezogen, außerdem lassen sich mit dem Passiv nicht alle Inhalte in die Mitteilungsperspektive rücken. Vergleiche:

[Schulz, D. / Griesbach, H.: Grammatik der deutschen Sprache. München: Hueber, 1992, S. 59-63]

„Für die Kategorie „Vox“ gibt es auch die (ebenfalls sehr alten) Termini „Diathese“ und „Genus“ (oder Genera) verbi“. Sie bezieht sich auf den Unterschied zwischen Aktiv und Passiv. Was die (synonymischen) Termini „Vox“, „Diathese“, „Genus verbi“ angeht, so handelt es sich, wie M. Wandruszka zu Recht bemerkt, um „nichts sagende Verlegenheitsausdrücke“: sie geben für die Analyse selbst nichts her. Der Rückgriff auf das Etymon hilft bei den grammatischen Termini meist nicht weiter und ist oft allenfalls von anekdotischem Interesse.

Worin unterscheidet sich die Kategorie „Vox“ unter den übrigen? Zwei Punkte vor allem sind hervorzuheben: Bezogenheit auf den Satz und Referenzidentität.

Bezogenheit auf den Satz: Diese Kategorie bezieht sich auf den ganzen Satz. Die materielle Veränderung, die sich beim Wechsel vom Aktiv zum Passiv ergibt, betrifft nicht nur punktuell das Verb, sondern den ganzen Satz.

Referenzidentität: Obwohl der Wechsel vom Aktiv zum Passiv materiell eine beträchtliche Umgestaltung mit sich bringt, bleibt der Inhalt des Satzes - in gewissen Sinn - unverändert. Genauer und richtiger ist zu sagen: der durch den Satz gemeinte und bezeichnete außersprachliche Sachverhalt ist derselbe. Nur wenn man, was fehlerhaft ist, den Inhalt des Satzes gleichsetzt mit seiner Referenz, also dem Sachverhalt, den er meint, kann von identischem Inhalt gesprochen werden. Wir sprechen also nicht von identischem Inhalt, sondern von identischer Referenz. Eine solche Identität der Referenz ist bei einem Wechsel innerhalb der übrigen Kategorien nicht festzustellen. Auch nicht beim Modus oder beim Aspekt. Es ist also festzustellen: die materielle Veränderung beim Wechsel vom Aktiv zum Passiv betrifft den ganzen Satz; sie betrifft aber gerade nicht die Referenz; hier bewirkt sie keine Veränderung.

Dies gilt natürlich nur für die Veränderung des Satzes als ganzem. Wenn eine aktive Verbform für sich selbst ins Passiv gesetzt wird, ändert sich auch der gemeinte Sachverhalt: ‘lieben’ und ‘geliebt werden’ sind zwei verschiedene, bekanntlich nicht immer zusammenkommende Dinge. Gerade eine solche Gegenüberstellung von Aktiv und Passiv findet sich nicht selten in Texten:

Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet.

No juzguéis y no seréis juzgados. (Lukasevangelium, 6, 37)

Es findet sich sogar, als Gegenüberstellung, die bewusst ungrammatische, aber unmittelbar verständliche Ausdrucksweise: er wurde gegangen (d. h.: er ging unfreiwillig). Eine solche Ausdrucksweise zeigt gerade, was das Passiv „eigentlich“ meint. Dagegen ist es nicht leicht, in Texten Beispiele zu finden für eine Gegenüberstellung von aktivischem und passivischem Satz als ganzen: hierfür besteht, eben wegen der Identität der Referenz, kaum je ein Bedürfnis.

Wenn wir im Blick auf Aktiv und Passiv von identischer Referenz, aber verschiedenem Inhalt ausgehen, muss gezeigt werden, worin die Verschiedenheit des Inhalts besteht.

Zunächst: wenn sich Passiv und Aktiv inhaltlich in keiner Weise unterscheiden würden, dürfte von einer Kategorie „Vox“ nicht gesprochen werden. Ein materielles Element ist nur dann eine grammatische Einheit, wenn ihm inhaltlich zumindest eine Funktion entspricht.

Passiv und Aktiv unterscheiden sich also inhaltlich. Worin liegt der Unterschied? Es sind zwei verschiedene, wenngleich zusammenhängende Funktionen zu trennen: Patiensbetonung (A) und Agensausblendung (B).

Die Begriffe ‘Agens’ und ‘Patiens’ beziehen sich auf das außersprachlich Gemeinte: ’Agens’ meint den Ausgangspunkt, ‘Patiens’ den Zielpunkt der Handlung oder des Geschehens. Es ist dabei gleichgültig, ob dies Gemeinte eine tatsächliche oder bloß vorgestellte Wirklichkeit ist.

Die Begriff ‘Subjekt’ und ‘Objekt’ beziehen sich auf das Sprachliche, die sprachliche Organisation; Subjekt und Objekt sind Elemente des Satzes, nicht der Wirklichkeit, genauer: sie sind Elemente der Wirklichkeit, die der Satz ist, nicht der Wirklichkeit, die der Satz meint. Sie repräsentieren - als Elemente des Satzes, in der Wirklichkeit des Satzes - außersprachliche, „gemeinte“ Wirklichkeit.

Die beiden Funktionen des Passivs sind nicht auf den Satz, sondern auf die (durch ihn gemeinte) außersprachliche Wirklichkeit zu beziehen. Eine rein innersprachliche Bestimmung von ‘Vox’, wie zum Beispiel die von Lucien Tesnière, ist verfehlt: „la façon de concevoir le verbe par rapport à ses actants“ (Tesnière 1969: 244).

Bei der ersteren Funktion, der Funktion A, geht es um Patiensbetonung. Dabei geht es lediglich um die Möglichkeit solcher Patiensbetonung. Es wäre falsch zu meinen, das Passiv sei bei jeder konkreten Verwendung psychologisch so motiviert, ganz abgesehen davon, daß ja auch die Funktion B vorliegen kann. Hier ist, wie fast immer bei sprachlichen Formen, die Tatsache der unmotivierten, schablonisierten Verwendung in Rechnung zu stellen. [...]

Es ist üblich gegen die Ausdrücke „Passiv“ und „Aktiv“ zu polemisieren, sie gleichsam nur konventionell terminologisch gelten zu lassen. Zunächst im Sinne des soeben Gesagten: es geht nicht um das Subjekt, sondern um das durch dieses Gemeinte, den Agens oder den Patiens. Sodann: diese Polemik verkennt die Tatsache der Schablonisierung grammatischer Kategorien.

Im Blick auf die Funktion A (Patiensbetonung) hat die Terminologie durchaus ihre Berechtigung: beim Passiv handelt es sich um ein „Erleiden“ in dem abstrakten Sinn der Patiensbetonung. Dass das Passiv mit solchem ‘Erleiden’ etwas zu tun hat, zeigt gerade die genannte regelwidrige Bildung er ist gegangen worden, die an das normale Passiv gleichsam appelliert und somit dessen Lebendigkeit als solches im Sprachbewusstsein bezeugt. Die Terminologie übrigens geht auf die Anfänge der abendländischen Grammatik zurück: Dionysios Thrax (100 vor Christus) unterscheidet „enérgeia“ („Aktivität“, „Kraft“) und „páthos“ („das, was man empfindet, erleidet“).

Nunmehr zur zweiten Funktion (Agensausblendung). Diese besteht in der durch das Passiv gegebenen Möglichkeit einer Aussage über einen Handlungssachverhalt ohne Nennung des Agens. Solche Agensausblendung geht einher mit der Handlungsbetonung. Dies kann soweit gehen, dass, bei der Passivierung intransitiver Verben, überhaupt bloß noch Handlung, Geschehen ausgesagt wird: Es wurde geraucht heißt eigentlich nur: Rauchen war, fand statt. Einem solchen Passiv die „passivische Bedeutung“ abzusprechen, ist nur zulässig, wenn das „Passivische“ auf die Funktion A beschränkt wird, was wir gerade nicht tun. Wir gehen von der Existenz zweier Funktionen aus und halten die zweite für dominierend, wenngleich die erste der Form den Namen gegeben hat. Wir betrachten daher, im Gegensatz zu anderen, einen Passivsatz ohne Agensangabe nicht als „unvollständig“, sondern umgekehrt einen Passivsatz mit Agensangabe als erweitert: einfaches Passiv (ohne Agensangabe), erweitertes Passiv (mit Agensangabe).

Passivierung bedeutet daher in aller Regel nicht „spiegelbildliche Umkehrung“, „logische Konverse“ des Aktivs - hierauf insistieren die logisierenden Grammatiker -, sondern Reduzierung eines dreigliedrigen Satzes (Subjekt - Verb - Objekt) auf einen zweigliedrigen (Subjekt - Verb). Wir betrachten ferner das Passiv gegenüber dem Aktiv als sekundär, abgeleitet, markiert, abweichend: es ist ein transformiertes Aktiv. Hierfür sprechen mehrere Gründe: das Bewusstsein des Sprechenden zunächst, welches das Passiv als Transformation des Aktivs, nicht das Aktiv als solche des Passivs auffasst; die ungleich größere Frequenz des Aktivs; die Tatsache, dass nicht alle Verben ein Passiv, wohl aber alle ein Aktiv haben; größere syntaktische Komplexität des Passivs; schließlich auch sprachhistorische Fakten (das Passiv hat sich später, bei schon bestehenden Aktiv, vom so genannten Medium her, gebildet).“ [Cartagena / Gauger, Bd. 2, S. 408-411]

„Der Passivbegriff ist in der modernen Literatur überaus vielschichtig angelegt. Der enge morphologisch-syntaktische Rahmen wird mehr und mehr gesprengt. Diese Entwicklung zeigt sich in der deutschen Passivforschung stärker als in der spanischen, die neueren Theorien zögernder rezipiert. Im Spanischen stößt besonders die reflexive Variante des Passivs auf Interesse. Im Deutschen ist es das periphrastische Passiv der intransitiven Verben, das als relativ seltener Passivtyp besondere Beachtung findet, vor allem deshalb, weil es sich nur unter Schwierigkeiten in eine Gesamtdarstellung des Passivs integrieren lässt. Es bildet jedoch gewissermaßen den Prüfstein für ein Analysemodell, wenn dieses den Anspruch erhebt, Passiv wirklich systemschlüssig erfassen zu wollen. Im Gegensatz zum Spanischen erhält im Deutschen der Bereich der Non-Standardauxiliare weitaus weniger Gewicht, weil die aspektuelle Nuancierungen weniger mit einer Verbalphrase als mit einem adverbialen Ausdruck wiedergegeben werden.

Die formal-morphologischen Übereinstimmungen zwischen Passivkonstruktionen und Konstruktionen mit prädikativem Attribut, die im Deutschen nicht auftreten, hat im Spanischen vermehrt zu Definitionsproblemen bis hin zur Negierung der Kategorie Passiv als eigenständiger Form geführt. Im Deutschen gibt es hingegen als Passiväquivalent Konstruktionen im Aktiv mit dem Indefinitpronomen man, die im modernen Spanisch nicht mehr vorkommen. Im Spanischen existiert eine Form, die im Deutschen eine Wiedergabe mit Indefinitpronomen findet, die Pasiva Impersonal.

Die in beiden Sprachen vorkommende reflexive Variante mit Subjektkongruenz, im Spanischen Pasiva Refleja genannt, ist im Deutschen an die Argumentaddition eines Adverbs gebunden, während diese Restriktion für das Spanische nicht gilt.

Der Anteil der reflexiven Passivtypen am Gesamtumfang diathetischer Strukturen ist im Spanischen unvergleichlich größer. Ein gewichtiger Grund dafür ist in den temporären Restriktionen des ser-Passivs zu sehen. In einigen Tempora kommt es bei Verben mit bestimmten Verbalaspekt zu einer Funktionsübernahme durch das reflexive Passiv, das diesen Restriktionen nicht unterliegt.

Die Voz Media-Konstruktionen, unter dieser Bezeichnung im Deutschen kaum bearbeitet, zeigen eine besondere Abgrenzungsproblematik gegenüber dem reflexiven Passiv. Dieses Ergebnis resultiert vor allem aus der Revision der Arbeiten im Spanischen. Den bisherigen Versuchen, eine Systematik dieser Kategorie zu entwickeln, gelingt es kaum, den Gesamtzusammenhang zur Diathese herzustellen. Bei dem einzigen mir vorliegenden Versuch für das Deutsche von Abraham wirkt die Darstellung wenig transparent. Die Ergebnisse stehen nicht in Einklang mit den Begriffsbestimmungen im Spanischen, die ihrerseits wenig Konsequenz zeigen und letztlich Sprachgefühl und Kontext entscheiden lassen.

Neben diesen Gegensätzen gibt es auch Gemeinsamkeiten.

Beide Sprachen verfügen über eine dynamische und eine statische Variante des periphrastischen Passivs. Das Konversenschema, das dem dynamischen Passiv zugrunde gelegt wird, lässt einige Probleme ungelöst. Trotz transitiver Konstruktion, lässt sich in beiden Sprachen gleichermaßen bei bestimmten Verben, daher als pseudo-transitive Verben bezeichnet, keine Aktiv-Passiv-Transformation durchführen.

Der Status des statischen Passivs gilt allgemein seit geraumer Zeit als gefestigt. Es zeigt in beiden Sprachen auffallend ähnliche Phänomene, so dass der Gedanke nahe liegt, es handle sich um ein generelles Problem und nicht um ein einzelsprachliches, dass das statische Passiv gewissen Restriktionen unterworfen ist.

Die Fuerza Mayor-Konstruktionen erscheinen im Feld einer zwischen Aktiv und Passiv befindlichen sprachlichen Domäne, deren besondere Funktion darin besteht, Prozesse als spontan ablaufend, selbstauflösend und nicht vom Protagonisten gesteuert darstellen. Als Voz Media ist sie im Spanischen als Parallele zum Medium in Sanskrit und im Griechischen bekannt. Obwohl ihre Existenz im Spanischen außer Zweifel steht, hat sich die Sprachwissenschaft bisher nicht sehr eingehend mit der Frage beschäftigt, inwieweit mediale Konstruktionen eventuell feste Bestandteile von Sprachen überhaupt sind. Für das Deutsche liegen kaum relevante Arbeiten vor.“

[Maier, Irmgard: Passivparadigma im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M.: P. Lang, 1995, S. 100-101]

«Die formal-syntaktisch begründete Definition von Passiv in der Tradition der lateinischen Grammatik war lange Zeit der einzige Weg und ist zweifellos methodisch sicherer, leichter und gradliniger. Die morphologisch-syntaktischen Kriterien sind von übersichtlicher Anzahl und einfacher Struktur. Als Argument wird immer angeführt, dass das morphologisch-syntaktische Feld dadurch besser abgrenzbar sei und so eine Vermischung grammatischer mit lexikalischen und stilistischen Elementen vermieden werden könne. Die Existenz weiterer Passivtypen, auch als Passivvarianten oder passivähnliche Strukturen bezeichnet, wird in der traditionell semasiologischen Sichtweise nicht geleugnet, aber weitgehend ausgeklammert oder am Rande behandelt.

In der Regel bilden nach dieser Auffassung Aktivtransformationen den Ausgangspunkt für die Charakterisierung des Passivs. Dies gilt sowohl für ältere Linguistik vor Chomsky als auch für die neuere Linguistik seit Chomsky. Aktiv- und Passivsatz werden als auf den Sachverhalt bezogen synonym und hinsichtlich der Tiefenstruktur gleich charakterisiert. Die Herleitung des Passivsatzes aus dem Aktivsatz verleiht dem Aktivsatz den Charakter einer primären Struktur gegenüber dem Passivsatz. Zusätzliche Argumente für diese Auffassung (Hohn-Berghorn):

§      Ein strukturelles Argument: Passivsätze seien komplexer und seltener;

§      Ein sprachgeschichtliches Argument: Das Passiv habe sich, diachron gesehen, später entwickelt;

§      Ein sprachpsychologisches Argument: Im Spracherwerb trete das Aktiv vor dem Passiv auf.

Verabsolutiert die ältere Linguistik die kognitiv-referentielle Identität des Aktivs in der Objektwelt zu einer Synonymie, so spricht die neuere Linguistik von Bedeutungsäquivalenz, womit auf die Referenzidentität hingewiesen wird. Der Begriff weist auf die Tatsache hin, dass Aktiv und Passiv den gleichen Sachverhalt bezeichnen. Bedeutungsäquivalenz im strikten wechselseitigen Sinne besteht dann, wenn das Verhalten der Wahrheitswerte von Aktiv und Passiv reversibel ist. Im strengen Sinne können also nur dreigliedrige Passivsätze mit Agensangabe als bedeutungsäquivalent zu ihren aktivischen Entsprechungen gelten. Diese Auffassung hat Konsequenzen für Sätze mit Negation, Pronominalisierungen, Modalverben, Quantoren usw. und für die Einstufung von statischen Passivvarianten:

Seine Frau liebt keinen verheirateten Mann.

Jeder liebt seine Kinder.

Hans öffnet das Fenster.

Reversibilität ist bei der Passivierung dieser Sätze nicht gegeben:

Kein verheirateter Mann wird von seiner Frau geliebt.

Nur seine Kinder werden von jedem geliebt.

Das Fenster ist geöffnet.

In Passivmonographien des Deutschen und Spanischen findet sich außerdem meist eine Festlegung auf die Formelemente Standardauxiliar und Partizip II, also die periphrastischen Passivparadigmen. Aus dem engen Rahmen dieser Passivdefinition fallen alle Konstruktionen heraus, die die Formativa Standardauxiliar und Partizip II nicht aufweisen. Konsequeterweise bleiben reflexive Konstruktionen unberücksichtigt. Die traditionelle semasiologisch orientierte Richtung gibt keinen Aufschluss über die Existenz reflexiver Passivvarianten und kann daher auch nichts über den Stellenwert der Fuerza Mayor-Konstruktionen aussagen.»

[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 24-26]

«Universale Aussagen machen zu können, ist ein Hauptanliegen der Relationalen Grammatik. Idiosynkratische Merkmale sind deshalb von dieser Zielsetzung her ungeeignet, um Passiv charakterisieren zu können. Wortfolge z.B. charakterisiert Passiv zutreffend im Englischen. Da jedoch Sprachen hinsichtlich des Typs und der Flexibilität der Wortfolge differieren, ist eine universale Charakterisierung von Passiv durch Wortfolge nicht möglich. Dieses Argument verwendet Perlmutter, um die transformationsgrammatische Sichtweise von Passiv als bedeutungslose Oberflächenstruktur einer Tiefenstruktur im Aktiv als inadäquat zurückzuweisen.

Versuche, Passivdefinitionen über Kasusmarkierung, Verbmorphologie usw. werden von der Vertreter der Relationalen Grammatik als unbrauchbare Vorgehensweise abgelehnt. Auch eine auf diese Kasusmarkierung bezugnehmende Charakterisierung von Passiv kann keine universale Gültigkeit beanspruchen, denn manche Sprachen wie das Englische oder Indonesische verfügen nicht über ein voll ausgebildetes Kasussystem.

In ergativen Sprachen kann das Nomen, das im Deutschen, Russischen und Lateinischen mit einer Akkusativendung im Aktiv und einer Nominativendung im Passiv aufträte, sowohl im Aktiv als auch im Passiv die gleiche Kasusmarkierung, nämlich Absolutiv, erhalten. Im Baskischen steht das betreffende Nomen in beiden Genera Verbi im gleichen Kasus, dem Absolutiv. Das Baskische übertrifft Eskimo noch darin, dass auch das zweite Nomen, welches in Nominativ-Akkusativ-Sprachen im Nominativ des Aktivsatzes erschiene, im Passiv den Kasus des Ergativs beibehält, wie im Baskischen für intransitive Sätze vorgesehen ist.

Piarresek egin du etchea.

Peter-ERG gemacht hat Haus-ABS

Peter machte das Haus.

Piarresek egina da etchea.

Peter-ERG gemacht ist Haus-ABS

Das Haus wurde von Peter gemacht.

Das Kriterium der passiven Verbmorphologie ist ebenfalls untauglich für eine universale Charakterisierung von Passiv. Manche Sprachen, wie das Mandarin-Chinesische, zeigen keine verbalmorphologischen Unterschiede im Aktiv und Passiv.

Perlmutter und Postal plädieren für eine Charakterisierung von Passiv als Ausdruck von Veränderungen in den grammatischen Relationen eines Satzes:

§      Das direkte Objekt eines Aktivsatzes ist das Subjekt des entsprechenden Passivsatzes.

§      Das Subjekt des Aktivsatzes ist weder das Subjekt noch das direkte Objekt des entsprechenden Passivsatzes.

§      In Ermangelung einer Regel, die einem weiteren Nomen gestatten würde, direktes Objekt des (Passiv-) Satzes zu sein, wird geschlossen, dass Passivsätze intransitive Sätze sind.

Das Primäre an dieser Charakterisierung von Passiv ist die promotionale Seite, die Beförderung (Avancement) des direkten Objekts zum Subjekt. Hand in Hand geht damit eine Charakterisierung von Passiv als einem Mechanismus der Detransivierung.

Passive, the best known of the rules ..., detransitivizes by making o direct object a later subject.

Antipassive detransitivizes by sanctioning, via The Chômeur Condition, chômage of an earlier direct object.

Inversion detransitivizes by permitting a subject to be a later indirecto object, triggering the automatic advancement of the direct object zu subjecthood.

The fourth type directly asigns the direct object to indirect objecthood.  (Postal, 1977:363)

Diese Charakterisierung von Passiv erlaubt es, universal gültige Aussagen zu machen. Wenn nun die Charakterisierung von Passivierung in der Termini Subjekt von und direktes Objekt von tatsächlich zutreffend die betreffenden Phänomene in universaler Weise beschreibt, kann daraus gefolgert werden, dass diese Termini, Ausdruck der grammatischen Relationen zwischen den Satzkonstituenten, geeignet sind, Satzstrukturen generell zu repräsentieren. Der Begriff der grammatischen Relationen wird in dieser Theorie das zentrale Erklärungsprinzip. Bei grammatischen Relationen handelt es sich um ihrerseits nicht mehr rückführbare Begriffe, die in syntaktische Repräsentationen aufgenommen werden müssen.

Ausweitung des relational definierten Passivbegriffs

Die traditionelle linguistische Tradition hatte in der Mehrheit als Passivkonstruktion nur diejenigen Strukturen gelten lassen, zu denen ein lexikalisch äquivalenter Aktivsatz gebildet werden konnte und die durch Passivmarker in ihrer Verbalmorphologie als Passiv ausgewiesen waren. Dadurch war das Untersuchungsfeld von vornherein auf ein einziges Passivparadigma festgelegt, das typischerweise einer persönlichen Konstruktion mit einem durch Passivmarker detransivierten Verb war. So galt als Standardform des Passivs im Dt. ein periphrastischer Passivsatz wie:

(1) Der Hund biss das Kind. Das Kind wurde vom Hund gebissen.

Erst die Charakterisierung des Passivs in den Termini veränderter grammatischer Relationen erlaubte es, vom Standardpassiv abweichende Konstruktionen als Passiv zu definieren. Dazu zählen auch reflexive Varianten wie

(2) Solche Sachen sagen sich nicht oft.

Durch eine RG-Analyse kann man nachweisen, dass in (2) eine Beförderung, ein Avancement, eines direkten Objekts zum Subjekt und die Herabstufung, eine Demotion, des ursprünglichen Subjekts des Aktivsatzes in einen Typ von grammatischer Relation erfolgt, der weder Subjekt nocht direktes Objekt ist. Satz (2) entspricht damit vollständig den RG-Kriterien für eine Charakterisierung von Passiv.

In (1) und (2) handelt es sich um personliche Konstruktionen mit Subjekt und Verbkongruenz, wobei (2) keine passive Verbalmorphologie aufweist. Sätze (3) und (4) sind Beispiele für unpersönliche Konstruktionen; (3) enthält Standardpassivmorphologie und (4) reflexive Morphologie:

(3) Es wird hier getanzt.

(4) Es tanzt sich gut hier.

Dass unpersönliches Passiv und persönliches Passiv zum gleichen Paradigma gehören, ist nicht unumstritten.

Interessant ist ein Konzept der RG, das als innovativ gelten kann: Die Dichotomie der intransitiven Verben, unergative und unakkusative. Nur ein Typ von intransiviten Verben, der unergative, ist passivierbar. Der zweite Typ, der unakkusative, ist von Passivierung ausgeschlossen. Unakkusative Verben beschreiben nicht-steuerbare, sich selbst auslösende Prozesse. Sie können reflexiv sein. Das Konzept der unakkusativen Verben bietet eine Abgrenzungsmöglichkeit zu reflexiven Passivvarianten.»

[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 26-32]

«Im Gegensatz zur semasiologischen Charakterisierung von Passiv steht die onomasiologische, die auf der semantischen Ebene das Wesen das Passivs auszumachen versucht. Eine inhaltliche Ausrichtung der traditionellen Linguistik war bereits durch die Formulierung der Diathesekategorien Aktiv und Passiv vorgegeben. Das Aktiv wird für die Voraussetzung des Passivs gehalten. Die Sichtweise vom Primat des Aktivs findet sich auch schon bei Humboldt. Der Referenzidentität des Akts, der im Aktiv und im Passiv dargestellt werden kann, wird in den neueren Arbeiten vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt.

Hermanns führt aus, dass die Rolle des Subjekts im Aktiv- bzw. Passivsatz die des Handelnden bzw. die des Hinnehmenden sei, wobei Handeln und Hinnehmen zwei Aspekte desselben Akts darstellten. Helbig rückt zunächst die Referenzidentität von Vorgängen im Aktiv und im Passiv in den Mittelpunkt und sieht die funktionale Differenz von Aktiv und Passiv im Wechsel der Blickrichtung, wobei er in der Nähe von Weisgerber und der an ihm orientierten Duden-Grammatik steht. Dort wird der Perspektivenwechsel ebenfalls betont (Duden-Grammatik, 1973:91).

Mit einem onomasiologischen Passivbegriff erweitert sich die Anzahl der Passivparadigmen. Sogar lexikalische Passivformen könnten dazu gerechnet werden. Auf reflexive Varianten wird aber von der traditionellen Ausrichtung nicht Bezug genommen, so dass für die Klärung des Fuerza Mayor-Problems nichts gewonnen ist. Erst die Auseinandersetzung mit außereuropäischen Sprachen in den letzten Dekaden hat zu einem Umdenken in Bezug auf die Genera Verbi geführt. Die traditionelle Grammatik ging von der binären Opposition Aktiv-Passiv aus. Die Arbeiten auf dem Gebiet der Sprachtypologien zeigen, dass dieses Konzept in universaler Perspektive erweitert werden musste.

Aufhebung der binären Opposition Aktiv/Passiv

Die traditionelle Opposition Aktiv/Passiv reicht nun nicht mehr aus, um universal die Diathese zu beschreiben. In ergativen Sprachen findet sich häufig die Opposition Ergativ/Antipassiv. Bei manchen ergativen Sprachen, z.B. Maya-Sprachen, ist aber neben Antipassiv auch Passiv nachgewiesen. Neben die traditionelle Opposition Aktiv/Passiv tritt somit eine zweite, nämlich Ergativ/Antipassiv (Ergativ/Antipassiv/Passiv). In beiden Oppositionssystemen ist jeweils ein Genus des Verbs – Aktiv bzw. Ergativ – unmarkiert, morphologisch weniger komplex und von höherer Textfrequenz.

Völlig außerhalb dieser beiden Oppositionssysteme steht das System der Genera Verbi in den Philippinischen Sprachen, das keinen Bezug zu den Strategien der beiden anderen Systeme hinsichtlich der Wahl des Subjekts aufweist.

In Nominativ-Akkusativ-Sprachen wird ein Agens als Subjekt für die unmarkierte Form (Aktiv) und ein Patiens als Subjekt für die markierte Form (Passiv) ausgewählt. In ergativen Sprachen wird die Position der syntaktischen prominenten Konstituenten in der unmarkierten Form im Allgemeinen durch ein Patiens besetzt, woraus sich aber nicht eine Identität mit dem Passiv herleiten lässt.

Einem Konzept von Passiv, das Form und formale Operationen betont wie in der RG, stellt die FG eine semantisch-pragmatisch bestimmte Beschreibung von Passiv gegenüber.»

[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 32-35]

«La «voz», llamada también diátesis (= «disposición, menare de ser»), es una categoría gramatical del verbo que indica si el sujeto del proceso verbal es exterior o interior a éste. Según Benveniste, son dos las voces o diátesis fundamentales: la activa, en la cual se expresa que el sujeto permanece fuera del proceso verbal: yo amo, y la media, en la cual el proceso se realiza en el sujeto mismo o en un ámbito estrechamente relacionado con él: lat. nascor. De la voz media parece haberse derivado históricamente la pasiva, la cual expresa que el sujeto «sufre» o recibe la acción ejecutada por otro.

Los antiguos, sin embargo, conocieron primero la distinción entre las voces activa y pasiva, a la que sólo posteriormente se añadió, como tercer término, la media. Aristóteles, en el inventario que hace de las «categorías» (= conceptos supremos a los que pueden reducirse todos los demás), ejemplifica la oposición entre «hacer» (ποιέιν) y «sufrir» (πάσχειν) respectivamente con las formas verbales equivalentes a «corta», «quema» (activa) y «es cortado», «es quemado» (pasiva). Posteriormente se añadió a estas dos diátesis la tercera, llamada media (μεσότης), para designar un grupo de formas verbales que en griego se diferenciaban de la pasiva en el futuro y en el aoristo. En todos los demás tiempos eran iguales las formas de las voces pasiva y media, y la diferencia normal entre éstas en el futuro y en el aoristo consistía en que la pasiva intercalaba el sufijo θη (the-) entre la raíz del verbo y su desinencia. (El aoristo pasivo tenía, además, desinencias peculiares).

A las voces activa, media y pasiva añaden algunos gramáticos la voz pronominal, cuyo sujeto es al mismo tiempo, pero representado por la forma objetiva del pronombre de su misma persona, objeto del proceso verbal. Otros hablan también de la voz deponente, en latín, propia de aquellos verbos que, coincidiendo formalmente con la voz pasiva, se usaban en general con un sentido parecido al de la voz media en griego.

Quien maneja como lengua original el inglés, el alemán o el francés, y como lengua terminal el español, debe saber que, en cualquiera de aquéllas, y muy particularmente en inglés, se usa la voz pasiva mucho más que en español. El español, en efecto, tiende a evitar la pasiva, utilizándola casi exclusivamente cuando razones especiales, por ejemplo, de claridad o de ritmo, desaconsejan el uso de la activa. Por consiguiente, al traducir del inglés, del alemán o del francés al español, conviene, en principio, sustituir la voz pasiva por la activa.»

[V. García Yebra: Teoría y práctica de la traducción. Madrid: Gredos, 1984, tomo 1, págs. 208-210]

„Llamaremos voz a la expresión lingüística de la relación entre sujeto y verbo transitivo dentro de la oración. El español expresa la relación entre sujeto paciente y verbo por dos procedimientos sintagmáticos: la pasiva analítica y la pasiva refleja.  La pasiva analítica se forma con ser + participio concertado con el sujeto. Desde el punto de vista formal no hay diferencia entre la forma de la pasiva analítica y la forma de la predicación con ser: Juan es felicitado.  Juan es famoso.

La pasiva refleja se forma con el verbo en voz activa acompañado de un SE reflejo y sólo aparece en tercera persona del singular o del plural [concordando con el ‘objeto’]: se vende piso - se venden pisos. Esta forma va unida, muy probablemente, al rasgo de medialidad, lo cual facilita la ausencia del agente, que puede aparecer también:  Romances que se cantan por los asturianos. Esta pasiva refleja no está propiamente gramaticalizada, al ser sólo de tercera persona, no admitir en todos los usos el agente, no ser aplicable a todas las construcciones activas que admiten la pasiva analítica, y plantear importantes problemas de colisión con otros usos de SE. Eduardo Benot señala que no puede usarse la pasiva refleja en frases en las cuales hay ya un SE, pronominal; entonces debe usarse, en cambio, uno/una, y pueden aparecer, también, expresiones como es preciso, hay que. Para el mismo autor: „No pueden ponerse en pasiva con SE los impersonales absolutos ni los relativos, ni tampoco los verbos que llevan otro SE pronominal.“ 

[Marcos Marín, F.: Curso de gramática española, pp. 280-282]

Atributo, participio y voz pasiva

Como atributo puede aparecer el derivado verbal llamado participio, que se ha visto funciona como los adjetivos. Las estructuras atributivas con participio se conocen tradicionalmente como oraciones pasivas. Desde el punto de vista designativo de le experiencia comunicada, es cierto que las oraciones de pasiva se caracterizan por tener un sujeto explícito que en la realidad sugerida se corresponde con el ente afectado por la noción léxica del participio. Pero sintácticamente, no hay ninguna diferencia respecto de las oraciones atributivas.

El campeón fue vencido vs. El campeón venció

Las dos oraciones comunican contenidos diferentes. La segunda equivale, por su referencia, a El campeón fue vencedor. Ésta y la primera oración se distinguen entre sí solo por el último término: vencido y vencedor.

En lo demás su estructura es común. Se comprueba sustituyendo los morfemas verbales, y al decir Los campeones fueron o La campeona fue, se modificaría concordamente la unidad final: fueron vencidos, fue vencida; fueron vencedores, fue vencedora. Y si estos términos se eludiesen por consabidos, su representante sería el invariable lo: Lo fue, Lo fueron. En resumen, tanto vencido como vencedor cumplen la función de atributo. La noción de „pasivo“ pertenece solo a la estructura interna del término vencido, no a la de la oración, e incluso a veces lo „pasivo“ depende del contexto, como en los casos de ambigüedad referencial: Los concejales fueron honrados es una estructura única aplicable a dos situaciones reales diferentes („se honró a los concejales“ o bien „los concejales fueron probos“).“ 

[Alarcos Llorach, Emilio: Gramática de la lengua española. Madrid, 1994, p. 302-303]

„En este apartado funcional debemos estudiar si hay realmente voz en español, atendiendo a algo más que las diferencias semánticas.

E. ALARCOS (Gramática Funcional, VI) representa la postura extrema de la negación de un morfema de diátesis o voz en español (nótese que niega el morfema, no la diferenciación semántica, sustancial, aspecto que no le interesa). Para él, formalmente, son idénticas oraciones como

1)

La casa es vieja

2)

La casa es destruida

3)

La casa está vieja

4)

La casa está destruida

5)

La casa parece vieja

6)

La casa parece destruida

7)

La casa resulta vieja

8)

La casa resulta destruida

9)

La noticia es divulgada por los periódicos

10)

La noticia es falsa por ciertos indicios

Siempre, según él, nos encontramos con una sola estructura oracional: la de tipo atributivo [ist-Satz].

SYLVA HAMPLOVÁ (Algunos problemas de la voz perifrástica pasiva ..., Prag, 1970) cree que hay pasiva en los casos de ser + participio y auxiliar (quedar, verse, etc.) + participio.

FÉLIX CARRASCO (R.S.E.L., 3, 2, 333-341) diferencia entre ser + participio, que siempre es pasiva, de la construcción copulativa, que no lo es, con lo cual elimina las „pasivas“ con estar, resultar, parecer, etc. Para Carrasco „todos los empleos no pasivos de ser caen dentro de las construcciones copulativas, en que el predicativo es necesariamente un sustantivo explícito o implícito“. Por eso cabe establecer un criterio diferenciador con sustitutiones como

el médico es moreno

ð

el médico es un hombre moreno

el juez es honrado

ð

el juez es un hombre honrado

El criterio de Carrasco sólo podría aceptarse en el plano semántico, que es, precisamente, el plano en el que resulta más aceptable, o menos discutible, la voz pasiva española. En el plano formal y funcional de las conmutaciones, la realidad no concuerda con lo que el autor nos dice.

F. LÁZARO CARRETER, en una posición más moderada, concluye que „la identificación entre ‘pasividad’ y ‘atribución’ [oración copulativa] encuentra obstáculos insalvables. Lázaro discrepa de Alarcos: En los ejemplos: La noticia es falsa - La noticia es divulgada. La relación entre falsa y divulgada no es la misma, porque cabe la pasiva refleja en una: la noticia se divulga, y no en la otra.

Procedimientos sintagmáticos para diferenciar pasividad y atribución:

1)  En la pasiva, el participio sólo puede coordinarse con otros participios; si es atributiva [copulativa] puede combinarse con adjetivos:

La casa fue destruida y reconstruida - *La casa fue destruida y grande

La casa parece grande y destruida - La casa parece grande y destruida

2) En el caso de una comparación, el segundo término de la comparación sólo podrá ser un adjetivo

si la construcción es atributiva:  

       La casa está más destruida que nueva - *La casa es más destruida que nueva

3) Por la sustitución por superlativo sintético, imposible si el participio va en construcción pasiva:

     La casa está destruidísima - *La casa es destruidísima

4) La imposibilidad de conmutación estructural, en el caso de la pasiva:

La casa es destruida (pasiva, por no poderse conmutar estructuralmente destruida)

La casa está / parece / queda destruida - La casa está / parece / queda en ruinas

Desde el punto de vista de la significación la expresión de un padecer puede expresarse, como ha señalado Alarcos, por medios léxicos, así:

Un clavo sostiene al cuadro.  

El cuadro es sostenido por el clavo. /

El cuadro cuelga del cuadro.

La noción de voz puede, excepcionalmente, dejar de ligarse a la transitividad o a la relación Sujeto-Verbo-Objeto Directo, para abarcar (como en inglés) al Objeto Indirecto:

El policía fue insultado por el ocupante del coche, cuando fue llamado la atención por circular por dirección prohibida.

[Marcos Marín, F.: Curso de gramática española, p. 280-288]

Ver más detalles en: Iglesias Bango, M.: La voz en la gramática española. Universidad de León, 1991.

Passiv = Prädikativ

„E. Alarcos Llorach designa estas funciones [los constituyentes subordinados al verbo] de otro modo „implemento“ (=objeto directo); „complemento“ (= objeto indirecto); „aditamento“ (= circunstancial), que en ciertos casos es „suplemento“; „atributo“ (= predicativo). Como no reconoce diferencia funcional entre el „atributo“ y el participio de la frase verbal pasiva, no considera al agente como modificador del verbo, sino como „adyacente“ del „atributo“ (Estudios de gramática funcional del español, págs. 114, 116, 118, 120, 129)“.  

[Kovacci, Ofelia: El comentario gramatical. Teoría y práctica. Madrid: Arco / Libros, 1990, p. 68]

„En otro orden de cosas, no es totalmente cierto que la corriente formalista (estructuralista) prescinda aquí [tema: la pasiva] del significado. Ni lo hace en este tema, ni en ningún otro. El estructuralismo lo que niega es la predominancia del contenido sobre la forma.  Gramaticalmente sólo son interesantes aquellos que se conforman, o si se prefiere, que se manifiestan a través de un significado específico. De hecho Alarcos no niega la existencia de contenidos pasivos, sino el hecho de que a estos les corresponda una forma de expresión. Por tanto, es la solidaridad entre una forma de expresión y una forma de contenido lo que le puede dar validez a la pasiva. Lógicamente la única forma de averiguar esa relación es a través del análisis de la expresión, nunca del contenido.

Si se descubre que aquella no es específica de un contenido determinado, como sucede en castellano, debe rechazarse lingüísticamente.“ 

[Iglesias Bango, M.: La voz en la gramática española. Univ. de León, 1991, p. 212 ss.]

La pasiva y la estructura tema – rema:

“Entre las reglas de la gramática oracional, Williams observa que hay reglas «condicionadas por el discurso», como la pasiva y otras relacionadas con el orden de las palabras. Como es sabido, después de ¿Qué hizo Colón? no es apropiada América fue descubierta por Colón sino Colón descubrió América. La razón que podemos proponer es que la interrogativa exige que la declarativa que la siga tenga por tema la expresión Colón. Según Bally (1944, § 61), el tema representa la información que sirve de apoyo para proponer otra, representada por el propósito, llamado también rema; o, respectivamente, tópico y comentario. El tema suele ocupar la posición inicial (también la final, como Descrubrió América, Colón), pero no necesariamente es sujeto. Por ejemplo, valdría la respuesta A Colón le cupo la suerte de descubrir América, en que A Colón no es sujeto de cupo, no es sintagma nominal (sino preposicional) y sigue siendo tema. Hay estructuras de tema características de la comunicación oral, como en el ejemplo de Hickey Este pintor, de 32 años de edad, es la segunda exposición que presenta.

Así pues, la conexión entre la interrogativa y la declarativa del ejemplo se lleva a cabo mediante una propiedad oracional. El tema así concebido es una propiedad de la estructura sintáctica, por ejemplo, según la caracterización que proponen Hernanz y Brucart de la estructura de la oración en tres niveles.

§  el inferior, O, es el que anteriormente hemos llamado de la cláusula, con un verbo en forma personal como núcleo (más exactamente, el núcleo es la flexión del verbo, y no el verbo como unidad léxica).

§  En el siguiente, O’, a la cláusula le precede el «complementador», o COMP, la posición que suelen ocupar los nexos de subordinación y las palabras interrogativas.

§  En el tercer nivel, O’’, a la oración provista de complementador le precede el tema. Por ejemplo, en A tus padres, ¿qué les dijiste? se le asigna la estructura de O’’, que es TEMA [COMP [O]]. A tus padres ocupa la posición de tema, qué la de complementador, y les dijiste es la cláusula.

El tema es más exterior a la cláusula que el complementador, puesto que no se puede invertir su colocación, como en ¿Qué a tus padres les dijiste?, observan Hernanz y Brucart. Así tenemos un elemento sintáctico, el tema, con una posición periférica, frecuentemente inicial, que va muy bien para recoger un dato representado por la oración anterior.”

[Garrido Medina, Joaquín: Estilo y texto en la lengua. Madrid: Gredos, 1997, p. 165 ss.]

„Si la construcción pasiva se ha interpretado usualmente como subsidiaria de la activa, ello se debe en parte al hecho de que únicamente en esta última confluyen dos aspectos tradicionalmente relacionados «agente» y sujeto gramatical. La disociación que de ambos supone la pasiva acarrea, como lógica consecuencia, el que uno de ellos se supedite al otro en la atención del hablante. De semejante fenómeno se hace eco la gramática tradicional:

la relación lógica entre los elementos de la oración (a.) y (b.) no ha cambiado al cambiar de forma gramatical; pero psicológicamente se han modificado el punto de vista del que habla: en el primer caso la atención se ha fijado en el ebanista; en el segundo, el armario producido por su actividad atrae el interés principal, y por ello se ha convertido en  sujeto gramatical de la oración. Depende, pues, del interés dominante la preferencia por la construcción activa o por la pasiva en la oración. (Gili, 1943, § 101)

En términos parecidos se manifiesta Mathesius (1928, p. 62):

Desde el punto de vista sintáctico ... puede incluso afirmarse que han de    ser consideradas pasivas las expresiones predicativas de una acción o de un proceso en que el que ejecuta la acción o el que origina el proceso no reclama la atención del hablante lo suficiente como para ser considerado el sujeto gramatical.

Planteada la cuestión en estos términos, saltan a la vista las estrechas vinculaciones entre la pasiva y el fenómeno de la tematización. 

      María atizó al guardia.  

       a. Al guardia María lo atizó.        

       b. El guardia fue atizado por María. 

(a) y (b) presentan la nota común de que en ninguno de ellos ocupa el «agente» María la posición inicial (o temática), frente a lo que ocurre en María atizó al guardia

El que en las gramáticas hayan prevalecido las relaciones entre 

       María atizó al guardia (activa) y    

       El guardia fue atizado por María (pasiva) 

sobre las existentes entre 

        Al guardia María lo atizó.

        El guardia fue atizado por María.

debe atribuirse, sin duda, a que la pasiva ha sido considerada  tradicionalmente como una variante del paradigma verbal.

Ahora bien, hay razones para pensar, como anota Chomsky (1981, p. 121), que dentro de esta categoría se imbrican aspectos bastante heterogéneos entre sí. Ello queda patente en los siguientes ejemplos:

  La noticia fue difundida.

  Se difundió la noticia.

  La difusión de la noticia. 

A pesar del marcado valor pasivo de cualquiera de los ejemplos anteriores, en cada caso los recursos que se ponen en juego para obtenerlo son formalmente diferentes. La «pasividad» no va, pues, ligada necesariamente a  lo que se suele entender por «morfología pasiva» (ser  + participio pasivo  en español), sino que entronca con mecanismos de índole más general cuya  función es, en palabras de Chomsky: «evitar la focalización del sujeto  lógico o bien la expresión de sujeto alguno, respetando al mismo tiempo el  requisito sintáctico de que aparezca un SN sujeto». 

En síntesis, hasta aquí hemos visto que entre las oraciones tematizadas y  las pasivas existen semejanzas notables en cuanto a la disposición  superficial de sus constituyentes. Las diferencias ligadas a la representación subyacente de unas y otras son resultado de la peculiar morfología de estas últimas.“ [Hernanz/Brucart, págs. 89-91]

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