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REFERENZSEMANTIK

Semántica referencial

(comp.) Justo Fernández López

Diccionario de lingüística español y alemán

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Vgl.:

Referenz / Ich-Jetzt-Hier-Origo

 

Referenzsemantik [referential meaning].

Pragmatisch-sprechakttheoretisch orientierte Semantik; Semantik, die den Realitäts- und Weltbezug von Sprache einbeziehen will. Im Rahmen seiner Konzeption einer linguistischen Pragmatik fragt D. Wunderlich, wie Sprecher auf die Umwelt Bezug nehmen und wie man neue (angenommene oder vorgestellte) Welten einführen kann. Dazu gibt es in jeder Sprache spezifische Referenzmittel oder Träger der Referenz (= Ausdrücke oder Kombinationen von Ausdrücken), mit denen der Sprecher sich auf das Objekt der Referenz (= Referent) bezieht. Unterschieden wird zwischen situationsabhängigen und situationsunabhängigen Referenzmitteln (deiktische Ausdrücke) einerseits und Eigennamen, Pro-Formen, Wiederaufnahmen andererseits).“ [Lewandowski, Th., Bd. 2, S. 543-544]

Referenzsemantik

Die R. als sprachextern orientierte Disziplin untersucht und beschreibt die Bedingungen und Regeln der Bezugnahme auf die außersprachliche Welt mit sprachlichen Mitteln. Während eine inhaltsorientierte Semantik sich mit den sprachinternen Relationen von sprachlichen Ausdrücken beschäftigt (siehe Semantische Relation), untersucht die vor allem im Rahmen der Sprechakttheorie entwickelte R. die spezifischen Referenzmittel, mit denen ein Sprecher sich z.B. auf die Raum-Zeig-Struktur der Äußerungssituation bezieht (vgl. Deixis), Beziehungen anknüpft, auf Objekte oder Begriffe verweist.“ [Bußmann, H., S. 634]

„Ich liefere mich dem Skeptiker auch dann aus, wenn ich z. B. denke, dass ich selbst mein Verhalten auf eine Aussage, die einem gewissen seelischen Zustand bzw. Erlebnis entspricht, stützen kann. Nur so komme ich nämlich auf die Idee, dass jemand mich nur dann verstanden hat, wenn er sein Verhalten auf denselben Zustand bzw. auf dasselbe Erlebnis stützt. Ich entziehe hingegen dem Skeptiker seinen Anhaltspunkt, wenn ich einsehe, dass ich einer Regel blind folge, d.h. ohne eine andere Rechtfertigung dafür geben zu können als: »So handle ich eben«. Dann werde ich mich auch in Bezug auf einen anderen Menschen, unter gewissen Umständen mit der Beobachtung seines Verhaltens begnügen können.

Diese Auffassung beruht auf dem oft erwähnten Übergang des späten Wittgenstein von einer Semantik, die sich auf Wahrheitsbedingungen stützt, zu einer Semantik, die sich eher auf Rechtfertigungsbedingungen bzw. auf Äußerungsbedingungen stützt. Im Tractatus hatte Wittgenstein gesagt, dass man einen Satz versteht, wenn man weiß, unter welchen Bedingungen er wahr ist. Die Wahrheitsbedingungen entsprechen ihrerseits dem dargestellten Sachverhalt. Der Satz ist wahr, wenn der dargestellte Sachverhalt besteht. Demgemäß wäre der Satz: »A hat den Ausdruck S verstanden« wahr, wenn der dargestellte Sachverhalt besteht. Und diesen Satz zu verstehen hieße, an den dargestellten Sachverhalt denken. Gäbe es keinen Sachverhalt (keine mögliche Tatsache), so wäre der Satz nicht verständlich.

In seiner späten Philosophie ist Wittgenstein zur Überzeugung gekommen, dass man gewisse Aussagen versteht, nicht indem man ihre Wahrheitsbedingungen erfasst, sondern indem man weiß, wie man sie verwendet, unter welchen Bedingungen ihre Äußerung gerechtfertigt ist. Zu wissen, unter welchen Bedingungen man einen Satz äußern kann, heißt nicht zu wissen, welcher Sachverhalt besteht, wenn er wahr ist. Man kann also einen solchen Satz verstehen und richtig verwenden, ohne auf einen besonderen Sachverhalt Bezug zu nehmen.

Dummett hat eine Redeweise eingeführt, nach der man von einem realistischen Standpunkt in Bezug auf Semantik spricht, wenn man meint, dass die Bedeutung eines Satzes durch seine Wahrheitsbedingungen gegeben ist, und von einem antirealistischen Standpunkt, wenn man meint, dass sie durch Äußerungsbedingungen gegeben ist. Die Wittgensteinsche These, dass die Bedeutung eines Satzes, mit dem wir einem Individuum mentale, dispositionale Prädikate zuschreiben, durch keine Wahrheitsbedingungen bestimmt ist, lässt sich somit als eine Form von mentalem Antirealismus kennzeichnen.

Es ist bereits klar, dass für den Mentalisten, der der Meinung ist, dass dem Verstehen eine kognitive, mentale Eigenschaft entspricht, in Bezug auf Wittgenstein zwei Probleme entstehen. Er muss erstens zeigen können, dass es prinzipiell nicht unmöglich ist, dass diese Idee unserer alltäglichen Verwendung der Ausdrücke zugrunde liegt, und er muss zweitens zeigen, wie er dann mit dem skeptischen Argument fertig wird. Ich werde mich zuerst mit der letzten Frage beschäftigen, da Wittgenstein selbst die skeptischen Einwände ausführlich verwendet und bis zu einem gewissen Punkt unterstützt.“

[Soldati, Gianfranco: „Erlebnis und Bedeutung“. In: Frank, M. / Soldati, G.: Wittgenstein – Literat und Philosoph. Pfullingen: Verlag Günther Neske, 1989, S. 82-84]

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