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SYMBOL in der psychoanalytischen Theorie

Símbolo en la teoría psicoanalítica

(comp.) Justo Fernández López

Diccionario de lingüística español y alemán

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horizontal rule

Vgl.:

Begriff / Zeichen, Symptom / Semiotisches Dreieck / Symbolfeld / Organon-Modell (Karl Bühler) / Semiotik / Glossematik / Signifikant / Symptom / Syndrom / Zeichen / Signifikant / Konnektivismus / Kognitive Linguistik / Symbol in den kultur- und humanwissenschaften / Symbol in der psychoanalytischen Theorie / Symbolismus / Symbolik – diskursive und präsentative / Symbol in der Literaturtheorie

 

„Eine Sublimation kommt zustande durch Symbolbildung, wobei libidinöse Phantasien sexualsymbolisch auf bestimmte Objekte, Tätigkeiten und Interessen fixiert werden“ (Melanie Klein 1923)

[Zit. nach Fuller, Peter: Die Champions. Psychoanalyse des Spitzensportlers. Frankfurt a. M.: S. Fischer, 1976, S. 39]

„Bei Freud kommt der Symbolbegriff zuerst in vier Arbeiten aus den Jahren 1893 bis 1985 vor, und zwar in «Über den psychischen Mechanismus hysterischer Phänomene. Vorläufige Mitteilung» (zusammen mit J. Breuer, 1893), in «Die Abwehr-Neuropsychosen» (1894), in den «Studien über Hysterie» (1985 a) und im «Entwurf einer Psychologie» (1985 b). [...]

Fasst man die verstreuten und nicht ganz widerspruchsfreien Äußerungen Freuds zum Symbolbegriff vor der «Traumdeutung» zusammen, so ergibt sich, dass Freud unter Symbol bzw. Symbolisierung im Rahmen neurotischer Vorgänge die Ersetzung seelischer, konflikthafter Sachverhalte durch andere seelische Äußerungen oder durch körperliche Symptome verstand. Vom «normalen» Symbol sind diese Symbolisierungen durch den unbewussten Charakter und die Verwendung des Mechanismus der Verschiebung mit der Folge der Zerreißung des Sinnzusammenhanges differenzierbar. Nichtsymbolische Symptombildung bzw. Konversion grenzt Freud von symbolischen Symptombildungen dadurch ab, dass hier eine zeitliche und Kausalbeziehung zwischen Trauma und Funktionsstörung vorliegt, ohne dass unbewusste Verarbeitungsvorgänge vorausgesetzt werden müssen. Freud spricht in diesem Zusammenhang von einer psychischen assoziativen Funktionslähmung.

Ein völlig neuer Symbolbegriff wird in der «Traumdeutung» (1900) im Zusammenhang mit der Entwicklung der Traumsymbolik, d.h. einer systematischen Lehre von den Traumsymbolen verwendet.

Sie werden von Freud aus dem Zusammenhang des individuellen Unbewussten ausgegrenzt. Sie sind im unbewussten Denken fertig enthalten, eine besondere symbolisierende Tätigkeit der Seele sei, so Freud, nicht anzunehmen (a.a.O., S. 354). Vielmehr handle es sich bei der Traumsymbolik um ein phylogenetisches Erbe (1917, S. 204), die Überreste einer «Grundsprache» (nach einem Wort von Schreber, a.a.O., S. 169). Freud stellt sich vor, dass, was «heute symbolisch verbunden ist, ... wahrscheinlich in Urzeiten durch begriffliche und sprachliche Identität vereint war» (1900, S. 357).

Dieser in der «Traumdeutung» entwickelte und bis zuletzt (im «Mann Moses», 1937 b) beibehaltene Symbolbegriff blieb im Bewusstsein der Psychoanalytiker als Freuds Symbolbegriff haften und beeinflusste die Diskussion über den psychoanalytischen Symbolbegriff mehr (und bis in die jüngste Zeit) als die ältere Konzeption. Drei Gründe mögen dafür verantwortlich sein:

1.   Die Traumsymbolik ist Bestandteil des Werkes, das Freud als sein wichtigstes angesehen hat.

2.   Freud hat den hier benutzten Symbolbegriff nicht mehr revidiert und damit seinen Nachfolgern die Revision nicht erleichtert; im Gegensatz zu anderen Theoremen Freuds, die lediglich gewisser Erweiterungen und Ergänzungen bedurften, hätte aber gerade die Traumsymbolik eine grundsätzliche Revision erfordert, und

3.   wurde der ältere Symbolbegriff nie wirklich klar und unmissverständlich definiert, sondern eher beiläufig und in wechselnder Bedeutung verwendet. Seine operationale Handhabung wurde dadurch unmöglich.

Die Klarheit, die Arbeiten von Phillips (1962) und Lorenzer (1970 a) im Bereich der Symboltheorie geschaffen haben, ist z. T. ein Kunstprodukt, überdies bei Lorenzer mit Irrtümern belastet. Freud hat selbst sowohl den konstruktiven Ansatz seiner Traumsymbolik und besonders ihrer Beziehung zu kulturellen Phänomenen gesehen als auch die definitorischen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Symbolbegriff. Die Gründung der Zeitschrift «Imago» war u. a. eine Folgerung aus den Problemen und Aufgaben, die sich aus der Traumsymbolik ergaben.”

[Speidel, Hubert: „Über den Symbolbegriff in der Psychoanalyse“. In: Psyche 32. Jahrgang, 4/1978, S. 290-292]

„Ein Symbol repräsentiert etwas, das die physikalischen Daten, die uns hier und jetzt gegeben sind, transzendiert. Es kann etwas, das keinerlei sinnlich wahrnehmbare Eigenschaften hat, repräsentieren und somit handhabbar machen (oder uns ermöglichen, es mitzuteilen). Ich meine hier vor allem Dinge das Symbol im allgemeinen Sinne, das begriffliche Symbol.

Mit Symbol im psychoanalytischen Sinne ist eine Vorstellung gemeint, die mit einem Affekt besetzt ist, der in den tiefsten Schichten zu etwas anderem gehört. So sagt Ferenczi (1912): «Symbole im Sinne der Psychoanalyse sind nur solche Dinge (resp. Vorstellungen), denen im Bewusstsein eine logisch unerklärliche und unbegründete Affektbesetzung zukommt ..., (die) ... sie der unbewussten Identifizierung mit einem anderen Dind (Vorstellung) verdanken, dem jener Affektüberschuss eigentlich angehört» (S. 173).”

[Peller, Lili E.: „Freuds Beitrag zur Sprachtheorie“. In: Psyche 28. Jahrgang, 9/10/1974, S. 768]

„Peller vermerkt (1966), dass der Ausdruck »Symbol« sich auf die affektgeladenen, partiell unbewussten Ursymbole bezieht, die für das Verständnis des kreativen Denkens, der Träume, Fehlleistungen und psychischen Störungen von zentraler Bedeutung sind; Freud (1910), Ferenczi (1913), Jone (1916), Sachs (1942) und Silberer (1912) haben in diesem Sinne von Symbolen gesprochen.“

[Walsh, Maurice N.: „Auditive Sprache und Überich-Bildung“. In: Psyche 28. Jahrgang, 9/10/1974, S. 802]

„Man bedenke die Schwierigkeit, dass, wenn ein Traumsymbol nicht verstanden wird, es scheinbar überhaupt kein Symbol ist. Warum nennt man es dann überhaupt Symbol? Nehmen wir doch einmal an, ich habe einen Traum und akzeptiere eine bestimmte Deutung dieses Traums. Dann – wenn ich dem Traum diese Interpretation auferlege – kann ich sagen: «Oh ja, der Tisch entspricht offensichtlich einer Frau, dieses entspricht jenem, usw.» Ich könnte z.B. eine Wand bekritzeln. Es sieht irgendwie wie eine Schrift aus, aber eine Schrift, die weder ich noch sonst jemand erkennen oder verstehen könnte. Sagen wir also, ich kritzele. Da fängt ein Analytiker an, mir Fragen zu stellen, Assoziationen aufzuspüren usw., und wir kommen auf eine Erklärung, warum ich dies tue. Dann können wir die verschiedenen Zeichen, mit denen ich die Wand bekritzelt habe, mit den verschiedenen Elementen der Deutung in Beziehung bringen. Und dann können wir auch das Gekritzel als eine Art von Schrift bezeichnen, als den Gebrauch einer Art von Sprache, obgleich sie vorher von niemandem verstanden worden ist.”

[Wittgenstein, Ludwig: Vorlesungen und Gespräche über Ästhetik, Psychologie und Religion. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1968, S. 77]

„Zunächst einmal gibt es Theorien, die das Symbolische mit der semiotischen Aktivität insgesamt identifizieren. Unter diesem Gesichtspunkt ist die symbolische Aktivität jene, durch die der Mensch seine eigene Erfahrung in ein System von Inhalten organisiert, dem ein Ausdruckssystem entspricht. Das Symbolische ist die Aktivität, durch die Erfahrung nicht nur koordiniert, sondern auch kommuniziert wird. [...]

Das Symbolische und das Semiotische fallen auch in Lacans Denken zusammen. Die Register des psychoanalytischen Feldes sind das Imaginäre, das Wirkliche und das Symbolische. Das Imaginäre wird durch die Beziehung zwischen einem Bild und einem ähnlichen Objekt charakterisiert, aber die Ähnlichkeit, von der Lacan spricht, ist nicht die Ähnlichkeit so genannter ikonischer Zeichen; sie ist ein Phänomen, das innerhalb des Wahrnehmungsmechanismus selbst stattfindet. Die Menschen erfahren die Beziehung der Ähnlichkeit (einer imaginären) im Spiegelstadium, in der erotisch-dualen Beziehung, in vielen Fällen von Isomorphismus. In »Seminar I« (1953) untersucht Lacan diese Bilder; man nennt sie in der Katoptrik ‘wirkliche’ Bilder, sie werden von gebogenen Spiegeln hervorgebracht (im Gegensatz zu den ‘virtuellen’ Bildern der ebenen Spiegel) und erscheinen und verschwinden je nach der Position des schauenden Subjekts. Diese physikalische Erfahrung wird als Allegorie der Konstitution des psychischen Subjekts benutzt, das als subjektive Selbst-Identität nur durch das Phänomen des Symbolischen hervorgebracht wird. Das Subjekt ist eine Wirkung des Symbolischen, das Symbolische ist die bestimmende ‘Ordnung’ des Subjekts. Wo das Imaginäre eine einfache Beziehung zwischen dem Ego und seinen Bildern ist, bringt das Symbolische das Subjekt durch die Sprache (la parole) hervor und realisiert seine geschlossene Ordnung durch das Gesetz (den Nom-du-père). Nur durch das Symbolische ist das Subjekt mit dem Wirklichen verbunden, es ist sozusagen seine Nabelschnur. Bei Freud ist das Symbolische ein Vorrat an Traumsymbole mit konstanter Signifikation (siehe 4.2.4.); d. h. Freud versucht, einen Code von Symbolen zu erstellen. Lacan dagegen flacht die Beziehung zwischen Ausdruck und Inhalt ab, wenn er nur die innere Logik der Signifikanten in Betracht zieht (siehe 1.5.4.)

Genau wie Lévi-Strauss befasst sich Lacan nicht mit der Organisation von Zeichenfunktionen; er beschäftigt sich vielmehr mit den strukturalen Arrangements von Signifikanten. In »Seminar I« sagt er, dass Denken bedeute, Elefanten durch das Wort Elefant zu ersetzen und die Sonne durch einen Kreis. Soweit wie jedoch von einem Kreis bezeichnet wird, ist die Sonne nichts, wenn sich dieser Kreis nicht in ein System anderer Formalisierungen einfügt, die in ihrer Gesamtheit die symbolische Ordnung ausmachen. Ein Symbol wird zu einer signifikanten Einheit, wenn es in eine Welt von Symbolen eingefügt wird (zweifellos ist die symbolische Ordnung für Lacan ein S-Code). In diesem Sinne spricht Lacan sowohl für ein Wort wie Elefant als auch für ein visuelles Zeichen wie den Sonnenkreis von Symbolen, wobei das symbolische Modell, das in am meisten interessiert, zweifellos das verbale Modell ist. Lacan ist nicht so sehr an einer Zeichentypologie interessiert als an einer allgemeinen Kategorie des Symbolischen. Es ist aber klar, dass für Lacan die symbolische Ordnung das ist, was wir die semiotische nennen können. Es ist wahr, dass er in seiner interpretativen Praxis Elemente dessen einführt, was wir den symbolischen Modus nennen werden. Aber dies geschieht auf der Ebene der Interpretation von Traum-Wort-Texten. Unter dem Gesichtspunkt einer allgemeinen Definition setzt Lacan das Symbolische mit dem Semiotischen im allgemeinen gleich.”

[Eco, Umberto: Semiotik und Philosophie der Sprache. München: Wilhelm Fink Verlag, 1985, S. 198-200]

Symbol

Die Verwendung des Terminus "Symbol" ist nicht allgemein verbindlich festgelegt; gleichwohl gelten Symbole in der Regel als Elemente sowohl verbaler als auch non‑verbaler Sprache(n). Symbole als Bedeutungs‑ und Informationsträger repräsentieren etwas von ihnen Unterscheidbares (Gegenstände, Tätigkeiten, Ereignisse, Begriffe u.a.). Die Beziehung der Symbole zu den repräsentierten Objekten ist entweder konventionell (z. B. Wortsymbole, Symbole der formalen Logik) oder bildhaft im Sinne einer Ähnlichkeitsrelation (icon).

Die situationsinvariante (instrumentelle) Verwendbarkeit der Symbole folgt aus der Trennung von Symbol und Objekt. Die auf dieser Distanzierung von unmittelbarer Praxis basierende Vorstellungsleistung der Symbole ist eine Bedingung für Denken. Solches symbolisiert nach innen verlegtes Erproben von Handlungsmöglichkeiten (z.B. Antizipation und Rekonstruktion), schafft seinerseits die Voraussetzung für zielorientiertes Handeln.

S. K. Langer unterscheidet wortlos‑präsentative von verbal‑diskursiven Symbolen. Präsentative Symbole meinen rein konnotative Kondensate vergangener Erfahrung, die keine Übersetzung im Sinne einer Definition innerhalb des eigenen Systems zulassen. Sie sind die elementare Darstellung emotionalen Materials, als solche zwar vorbegrifflich, nicht jedoch vorrational. Präsentative Symbole sind prinzipiell in diskursive Symbole transformierbar. Der diskursive Symbolismus der Sprache zeichnet sich u.a. aus durch Syntax, konventionalisierte Beziehungen von Symbolen und Objekten und Substitutionsmöglichkeiten. Er ermöglicht Generalisierung und Intersubjektivität, mit anderen Worten, diskursive Symbole vermitteln Begriffe.

Gemäß dem psychoanalytischen Ansatz A. Lorenzers ist die Symbolbildung bipolar angelegt: Das Ich als Organisator verarbeitet die vom Unbewussten freigegebenen Inhalte; damit gilt das Symbol als Produkt eines Erkenntnisprozesses. Dieser Vorgang verläuft auf zwei Ebenen: im Bereich der "Primärorganisation" als präsentativer, im Bereich der Sekundärprozesse als diskursiver Symbolismus. In diesem Sinne hat ein Symbol zwei Funktionsebenen: als bewusste besetzbare Repräsentanz eine triebökonomisch‑dynamische, als verbales Symbol eine kognitiv‑instrumentelle. Sprache ist demzufolge ein mehrschichtiges Symbolsystem mit präsentativ‑individuellen und diskursiv‑intersubjektiven Anteilen.

Literatur:

(1) E. Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen, Bd. 1‑111, Darmstadt 1964;

(2) N. Goodman, Sprachen der Kunst, Ein Ansatz zu einer Symboltheorie, Frankfurt 1973;

(3) S. K. Langer, Philosophie auf neuem Wege, Das Symbol im Denken, im Ritus und in der Kunst, Berlin 1965;

(4) A. Lorenzer, Kritik des psychoanalytischen Symbolbegriffs, Frankfurt r970;

(5) G. H. Mead, Geist, Identität und Gesellschaft, Frankfurt 1973.

[Utzmann, U.: “Symbol”. In: Braun, Edmund / Radermacher, Hans: Wissenschaftstheoretisches Lexikon. Graz / Wien / Köln: Styria Verlag, 1978]

Symbol in der Psychoanalyse

„Wir haben es im Bereich der Sexualsymbolik immer wieder mit Texten zu tun, die sich nicht ganz verraten; der Interpret ist gehalten, auf Andeutungen zu reagieren, wobei er sich selbst als sexuelles Wesen notwendig mit ins Spiel bringt. Vielleicht hat man dem Sexualbereich überhaupt einen besonderen semiologischen Status zuzuerkennen. Schmetterlinge werden durch spezifische Duftstoffe zum Weibchen geführt und zur Begattung angeregt, wobei es offenbar unsinnig wäre, von der chemischen Analyse eines solchen Stoffes Aufschluss über Wesen und Funktion der Fortpflanzung zu erhoffen. Gewiss, Menschen sind keine Insekten, sie sind ausgerüstet, eine komplexe Vielfalt von Signalen zu verarbeiten; doch auch für sie kommt es in diesem Zusammenhang offenbar weniger als sonst auf Isomorphie von »signifiant« und »signifié« an. Ob Bäume, Waffen oder Obelisken »phallisch« sind, kann weder die Natur noch die Technik noch auch die Formenanalyse entscheiden. Das ganz Explizite wird pornographisch oder lehrbuchhaft und entbehrt des Stimulus, den die Anspielung ausübt. Diese aber setzt nicht nur Abstimmung von »Sender« und »Empfänger« voraus, sondern auch grundsätzlich Entsprechung in deren Konstitution. Wo das Einverständnis nicht gesichert ist, bleiben mehrfache Möglichkeiten des Verständnisses und Missverstehens – auch von Seiten des späteren literarischen Interpreten. Eben darin freilich liegt ein spielerischer Reiz, auf den wir im Grunde nicht verzichten möchten.

Ein deutsches Volksschulkind soll im Religionsunterricht gesagt haben, Adam und Eva seien aus dem Paradies vertrieben worden, »weil sie den Rasen betreten haben«. Die Autorität des Polizeistaates mit der allgegenwärtigen, amtlich gestelzten Aufschrift »Das Betreten des Rasens ist verboten« wird hier ins Metaphysische verlängert und ad absurdum geführt. Ob freilich dieses Kind die Antinomie zwischen dem Lustvoll-Vegetabilischen und einer Verbotsethik nicht im Grund doch richtig erfasst hat, dies zu entscheiden bleibt, je nach Einstellung zu Mythos, Symbolik und Tiefenpsychologie, uns Interpreten überlassen.”

[Burkert, Walter: “Die betretene Wiese. Interpretationsprobleme im Bereich der Sexualsymbolik”. In: Duerr, Hans Peter (Hrg.): Die wilde Seele. Zur Ethnopsychoanalyse von G. Devereux. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1987, S. 42]

Symbol (von griech. symbolon, »Merkmal, Sinnbild«).

Begriff für ein Objekt, Bild, Sprachausdruck usw., die für etwas anderes stehen, etwas anderes vertreten. Der Begriff Symbol ist vieldeutig. Kennzeichnend für das Symbol zur Abgrenzung von Allegorie, Zeichen, Signal usw. ist sein Doppelcharakter. Symbole haben sowohl einen eidetischen wie einen operativen Sinn. Der eidetische Sinn bezieht sich auf die Gemeinsamkeit mit den Objekten, Ideen, Vorstellungen usw., die sie vertreten, der operative Sinn umfasst die Wirkung, die von Symbolen ausgeht.

Seit der Entdeckung FREUDs, dass die Traumsprache eine Darstel­lung von psychischen Inhalten in Form von Symbolen ist, wurde die Symbollehre von zentraler Bedeutung für die Psychoanalyse wie für die gesamte Tiefenpsychologie. Bereits bei der Behandlung der Hysterie entdeckte FREUD eine Symbolbildung, die er als Hilfs­mechanismus für die hysterische Verdrängung ansah. In »Die Traumdeutung« führt FREUD dann aus: »Wenn man sich mit der ausgiebigen Verwendung der Symbolik für die Darstellung sexuellen Materials im Traume vertraut gemacht hat, muss man sich die Frage vorlegen, ob nicht viele dieser Symbole wie die Siegel der Stenographie mit ein für alle Mal festgelegter Bedeutung auftreten, und sieht sich vor der Versuchung, ein neues Traumbuch nach der Chiffremethode zu entwerfen. Dazu ist zu bemerken: diese Symbolik gehört nicht dem Traum zu eigen an, sondern dem unbewussten Vorstellen, speziell des Volkes, und ist in Folklore, in den Mythen, Sagen, Redensarten, in der Spruchweisheit und in den umlaufenden Witzen eines Volkes vollständiger als im Traume auf­zufinden ... wir wollen uns hier darauf beschränken zu sagen, dass die Darstellung durch ein Symbol zu den indirekten Darstellungen gehört, dass wir aber durch allerlei Anzeichen gewarnt werden, die Symboldarstellung unterschiedslos mit den anderen Arten indirekter Darstellung zusammenzuwerfen, ohne noch diese unterscheidenden Merkmale in begrifflicher Klarheit erfassen zu können … was heute symbolisch verbunden ist, war wahrscheinlich in Urzeiten durch begriffliche und sprachliche Identität vereint. Die Symbolbeziehung scheint ein Rest- und Merkzeichen einstiger Identität. Dabei kann man beobachten, dass die Symbolgemeinschaft in einer Anzahl von Fällen über die Sprachgemeinschaft hinausreicht, wie bereits SCHUBERT (1814) behauptet hat. Eine Anzahl von Symbolen ist so alt wie die Sprachbildung überhaupt, andere werden aber in der Gegenwart fortlaufend neu gebildet. Der Traum bedient sich nun dieser Symbolik zur verkleideten Darstellung seiner latenten Gedanken.« (a.a.O., S. 291)

Eine besondere Würdigung erfuhr die Traumsymbolik ‑ so FREUD ‑ besonders durch die Beiträge seines Mitarbeiters W. STEKEL (1868‑1940). Entsprechend dem Konzept der FREUDschen Libidotheorie erstreckte sich aber die Erklärung der Traumsymbole in erster Linie auf die Zurückführung auf sexuelle Inhalte und entsprechende Auslösfunktionen. Dabei allerdings artete die Deutung von STEKEL, wie es bei JONEs heißt, in der Vermutung von Sexualsymbolen hinter jedem Traumbild »in wildes Herunraten aus». So kam es, dass bei der Psychoanalyse in jedem länglichen Gegenstand, sei es Hut, Stock oder Schirm, Baum, Stock oder Stengel ein Symbolausdruck für den Penis gesehen wurde. Und ebenso für jeden Gegenstand mit einer Vertiefung, Topf, Tasse oder Tasche, Büchse, Dose, Tintenfass usw., ein Vaginasymbol vermutet wurde. In dem Abschnitt über »die Darstellung durch Symbole im Traume« (a. a. 0., S. 293 ff.) Sagt FREUD: »... Kästen, Schränke, Öfen entsprechen dem Frauenleib, aber auch Höhlen, Schiffe und alle Arten von Gefäßen. ‑ Zimmer im Traume sind zumeist Frauenzimmer, die Schilderung ihrer verschiedenen Eingänge und Ausgänge macht an dieser Auslegung gerade nicht irre. Das Interesse, ob das Zimmer offen oder verschlossen ist, wird in diesem Zusammenhange leicht verständlich ... eine interessante Beziehung zur infantilen Sexualforschung ergibt sich, wenn der Träumer von zwei Zimmern träumt, die früher eines waren, oder ein ihm bekanntes Zimmer einer Wohnung im Traume in zwei geteilt sieht oder das Umgekehrte. In der Kindheit hat man das weibliche Genitale (den Popo) für einen einzigen Raum gehalten (die infantile Kloakentheorie) und erst später erfahren, dass diese Körperregion zwei gesonderte Höhlungen und Öffnungen umfasst. ‑ Stiegen, Leitern, Treppen, respektive das Steigen auf ihnen, und zwar sowohl aufwärts als abwärts, sind symbolische Darstellungen des Geschlechtsaktes. ‑ Tische, gedeckte Tische und Bretter sind hier gleichfalls Frauen, wohl des Gegensatzes wegen, der hier die Körperwölbungen aufhebt. ‑ Alle komplizierten Maschinerien und Apparate der Träume sind mit großer Wahrscheinlichkeit Genitalien ‑ in der Regel männliche ‑, in deren Beschreibungen sich die Traumsymbolik so unermüdlich wie die Witzarbeit erweist. Ganz unverkennbar ist es auch, dass alle Waffen und Werkzeuge zu Symbolen des männlichen Gliedes verwendet werden: Pflug, Hammer, Flinte, Revolver, Dolch, Säbel usw. ‑ … auch Kinder bedeuten im Traume oft nichts anderes als Genitalien, wie ja Männer und Frauen gewohnt sind, ihr Genitale liebkosend als ihr Kleines zu bezeichnen. Den kleinen Bruder hat STEKEL richtig als den Penis erkannt. Mit einem kleinen Kinde spielen, den Kleinen schlagen usw. sind häufig Traumdarstellungen der Onanie.«

Es folgen dann bei FREUD die Tiere als Genitalsymbole, z. B. die Maus der Genitalbehaarung wegen, die Eidechse, weil sie den Schwanz verliert, als Penissymbol im Zusammenhang mit Kastrationsangst, mit Ungeziefer behaftet sein als Schwangerschaftssymbol (!? der Verf.) usw. usf. Es würde zu weit führen, alle Objekte und Begriffe aufzuzählen. In jedem Falle wird jeder tote oder lebende Gegenstand, jeder Begriff und jede Zahl auf eine Penis‑ oder Vagina‑Bedeutung zurückgeführt und jede Handlung oder jedes Objekt, mit dem es möglich ist, sich auf und ab oder hin und her zu bewegen, wird als Symbol für den Koitus angesehen.

Die durchaus einseitige Interpretation der Traumsymbolik durch FREUD hat auch bei den Anhängern der Psychoanalyse zu Kritik und später zu einer Revision des Symbolbegriffes geführt. Die jüngste Arbeit dieser Art stammt von A. LORENZER, »Kritik des psychoanalytischen Symbolbegriffes«, Frankfurt 1970.

ADLER führt zur analytischen Problematik der Symbole folgendes aus: »Die Symbolik und der Kunstgriff der Analogie im Traume sind formal inhaltliche Ausstrahlungen dynamischer Affektverstärkungen, ihre künstlerischen Wortbilder sozusagen. Sie sind der psychische Überbau über einem Junktim zwischen psychischer Situation und einem tendenziös, meist fälschlich, sophistisch herangezogenen Memento, das die von der Idee geforderte Resonanz beibringen muss. Der Vorzug meiner rationellen Traumdeutung besteht auch darin, dass wir in die Lage kommen, dem Träumer seine Tendenz und seine im Traume meist deutlichen Fälschungskunststücke nachzuweisen, durch die er sich auf seiner Linie zu halten versucht.« (Üb. d. nervös. Charakter, S. 62)

JUNG erkannte sehr bald, dass die psychologische Bedeutung der Symbole mehr in ihrem operativen Sinn zu suchen ist als in dem eidetischen Sinn. »Die psychologische Maschine, welche Energie verwandelt, ist das Symbol«, sagt JUNG. Und zur Erläuterung führt er aus: »Ich meine ein wirkliches Symbol und nicht ein Zeichen. So ist das Erdloch der Walschandis nicht ein Zeichen für das Genitale des Weibes, sondern ein Symbol, welches die Idee des zu befruchtenden Erdweibes darstellt. Eine Verwechslung mit einem menschlichen Weibe würde das Symbol semiotisch deuten und dadurch fatalerweise den Wert der Zeremonie stören.« (Semiotisch von griech. semaion, »Zeichen«) »Ich habe das Symbol, das Energie umsetzt, auch als Libido‑Gleichnis (Wandlung und Symbole der Libido) bezeichnet und darunter Vorstellungen verstanden, welche geeignet sind, die Libido äquivalent auszudrücken, und dadurch eben in eine andere Form als die ursprüngliche überzuführen. Die Riten, mit denen die heiligen Gegenstände umgeben werden, lassen oft sehr deutlich ihre Natur als Energietransformator erkennen, so z. B. reibt der Primitive rhythmisch seine Churinga, nimmt dadurch die magische Kraft des Fetisch in sich auf und erteilt zu gleicher Zeit auch dem Fetisch wieder Ladung«.

»... Die Symbole wurden nie bewusst ersonnen, sondern wurden von dem Unbewussten produziert auf dem Weg der sog. Offenbarung oder Intuition. Bei der nahen Beziehung mythologischer Symbole zu den Traumsymbolen und in Anbetracht der Tatsache, dass, wie P. LEJEUNE sich ausdrückt, der Traum  «Le dieu des sauvages» ist, ist es überaus wahrscheinlich, dass ein großer Teil der historischen Symbole direkt aus dem Traum stammt oder zum mindesten durch den Traum angeregt wurde.« (Energetik S. 80 u. 54)

Die analytische Psychologie unterscheidet streng zwischen Symbol und Zeichen. »Jede Auffassung, welche den symbolischen Ausdruck als Analogie oder abgekürzte Bezeichnung einer bekannten Sache erklärt, ist semiotisch. Eine Auffassung, welche den symbolischen Ausdruck als bestmögliche und daher zunächst gar nicht klarer oder charakteristischer darzustellende Formulierung einer relativ unbekannten Sache erklärt, ist symbolisch. Eine Auffassung, welche den symbolischen Ausdruck als absichtliche Umschreibung oder Umgestaltung einer bekannten Sache erklärt, ist allegorisch ... ob etwas ein Symbol sei oder nicht, hängt zunächst von der Einstellung des betrachtenden Bewusstseins ab, eines Verstandes z. B., der den gegebenen Tatbestand nicht bloß als solchen, sondern auch als Ausdruck von Unbekanntem ansieht … es gibt nun allerdings Produkte, deren symbolischer Charakter nicht bloß von der Ein­stellung des betrachtenden Bewusstseins abhängt, sondern sich von sich aus in einer symbolischen Wirkung auf den Betrachtenden offenbart. Es sind dies Produkte, die so gestaltet sind, daß sie jeg­lichen Sinnes entbehren müssten, wenn ihnen nicht ein symbolischer Sinn zukäme. Ein Dreieck mit einem darin eingeschlossenen Auge ist als Tatsächlichkeit dermaßen sinnlos, dass der Betrachtende es unmöglich als eine bloß zufällige Spielerei auffassen kann. Eine solche Gestaltung drängt eine symbolische Auffassung unmittel­bar auf.« (Psychol. Typen, S. 515 ff.)

Und an anderer Stelle heißt es: »je tiefer d. h. je physiologischer das Symbol, desto kollektiver und universaler, desto stofflicher ist es. Je abstrakter, differenzierter und spezifischer es ist, desto mehr nähert es sich der Natur unbewusster Einzigartigkeit und Einmaligkeit und desto mehr hat es sein universales Wesen abgestreift. Im Bewusstsein vollends läuft es die Gefahr, zur bloßen Allegorie zu

werden, die den Rahmen bewusster Auffassung nirgends überschreitet, wo es dann auch allen möglichen rationalistischen Erklärungsversuchen ausgesetzt ist.« (JUNG/KERENYI: Einf. i. d. Wesen d. Mythologie, S. 136 f.)

Zu der Auffassung zum Wesen des Symbols durch FREUD äußert sich JUNG wie folgt: »Diejenigen Bewusstseinsinhalte, welche unbewusst Hintergründe ahnen lassen, nennt FREUD unrichtigerweise Symbole, während sie in seiner Lehre nur die Rolle von Zeichen oder Symptomen von Hintergrundvorgängen spielen, und keineswegs diejenige des eigentlichen Symbols, als welches ein Ausdruck verstanden werden muss für eine noch nicht anders oder besser zu fassende Auffassung. Wenn z. B. PLATO das ganze erkenntnistheoretische Problem im Gleichnis von der Höhle ausdrückt, oder wenn CHRISTUS den Begriff des Gottesreiches in seinen Gleichnissen ausspricht, so sind dies echte und rechte Symbole, nämlich Versuche, eine Sache auszudrücken, für die noch kein Wortbegriff existiert.« (Seelenprobl. d. Gegenw., S. 49 f.)”

[Doucet, Friedrich: Psychoanalytische Begriffe. Vergleichende Darstellung Freud-Adler-Jung. München: Heyne, 1972, S. 155-159]

„Laplanche/Pontalis machen eine interessante Bemerkung, die die Möglichkeit offeriert, den Begriff der «Wiederkehr im Realen» vom Psychosen-Kontext zu lösen und zu verallgemeinern. Der Unterschied zwischen dem neurotischen und dem psychotischen Vorgang bestünde demnach darin, dass es bei der Neurose um eine «phantastische» und bei der Psychose um eine grob «reale» Urszene geht.

Es besteht eine offensichtliche Ähnlichkeit zwischen dem Freudschen Schema des Nachträglichen (Nachträglichkeit, après-coup) und dem von Lacan beschriebenen psychotischen Mechanismus der Verwerfung (forclusion): das, was im Symbolischen niemals Eingang gefunden hat (was «verworfen» wurde), tritt (in Form von Halluzination) im Realen wieder auf. Dieses Nicht-Symbolisieren (Nicht-symbolisiert-werden) ist nun genau das von Freud beschriebene erste Mal. Da Lacan und Freud ihre Theorie am Fall des Wolfmannes illustrieren, könnte man sich fragen, ob Lacan nicht genau das für spezifisch psychotisch angesehen hat, was in Wirklichkeit ein ganz allgemeiner Vorgang ist, oder ob Freud nicht gerade die Ausnahme für eine Regel hielt, indem er seinen Beweis auf einen beglaubigten Fall von Psychose stützte.

In der Tat wird Freuds Beweis dadurch erleichtert, dass in diesem Fall die Urszene mit hoher Wahrscheinlichkeit real gewesen ist. Man kann sich jedoch auch vorstellen, dass das Fehlen der für das erste Mal typisch subjektiven Weiterentwicklung oder Symbolisierung nicht zu einer real erlebten Szene gehört. Der «Fremdkörper», der im Inneren ausgeschlossen wird, wird dem Individuum meistens nicht durch die Wahrnehmung einer Szene eingebracht, sondern durch den elterlichen Wunsch und die ihn stützende Phantasie. Eben dies wäre dann der typisch neurotische Fall: in einer «ersten Zeit» ... wird im Individuum etwas «präsymbolisch Symbolisches» (um Freud zu paraphrasieren) abgegrenzt oder isoliert; in einer «zweiten Zeit» wird sie/es nachträglich wiederholt und dadurch «symbolisiert». Bei der Psychose dagegen soll es beim ersten Mal etwas grob Reales gewesen sein, das sich durchsetzt – offensichtlich ohne vom Individuum symbolisiert zu werden – und das allerdings so beschaffen ist, dass es für jeden späteren Symbolisierungsversuch einen irreduziblen Kern anbietet (1992: 33f.).

Es bleibt allerdings hinzuzufügen, dass diese Unterscheidung nur schematischen Wert haben kann, da im konkreten Einzelfall eben gerade nicht klar zu unterscheiden ist, ob es sich in der «ersten Zeit» bloß um elterliche Wünsche oder Aktionen gehandelt hat. Daraus folgt, dass auch die Unterscheidung von Neurose und Psychose nicht so eindeutig sein kann, denn es bleibt immer «Unsymbolisiertes», «Unintegriertes», das wiederkommt, und zwar auch von außen, im Realen, in körperlichen Symptomen, in eigenem und induziertem Agieren.

«Ganz allgemein sucht das Verdrängte in Form von Träumen, Symptomen, Agieren in der Gegenwart ‘wiederzukommen’: ‘aber was so unverständlich geblieben ist, das kommt wieder; es ruht nicht, wie ein unerlöster Geist, bis es zur Lösung und Erlösung gekommen ist’» (Laplanche/Pontalis: Das Vokabular der Psychoanalyse. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1973, S. 628). Womit wir wieder beim Unheimlichen und Magischen wären.

Tatsächlich gehe ich davon aus, dass diese Wiederkehr des Verdrängten im Realen, dieses unheimliche Grenzüberschreitende, Geist, der sich selbständig macht, dass das nicht Sonderfälle des Psychotikers oder des Primitiven sind, sondern dass es sich dabei um ein Konstituens von Kultur überhaupt handelt. Denn Kultur ist gerade der Ort, wo kollektiv Übereinkünfte und Konventionen getroffen werden über Bedeutungen (verdrängte, anerkannte, kodifizierte, fixierte, verbotene, wiederkehrende), wenn auch der Kontrolle und dem Bewusstsein des Einzelnen weitgehend entzogen (und damit umso wirksamer). Wie Lévy-Strauss sagt, ist die symbolische Funktion das Entscheidende der Kultur; allerdings würde ich einem weniger starren, statistischen Begriff des Symbolischen als Lévi-Strauss (und Lacan) den Vorzug geben – eher Symbolisierung (permanente Desymbolisierung und Resymbolisierung) als das Symbolische, eher Prozess als Struktur. Als zweite Relativierung würde ich jeden repräsentationalen Gebrauch des Symbolbegriffs in diesem Zusammenhang vermeiden. Das «Symbolische» repräsentiert oder bezeichnet nicht Praktiken oder Phänomene, sondern es ist die notwendige Möglichkeitsbedingung, das Strukturierende von jeglichen kulturellen Praktiken oder Phänomenen. In diesem Sinne ist es auch jeder Unterscheidung von Kraft und Bedeutung vorgängig. Dieses Symbolisch-Unbewusste ist Produktion, nicht Repräsentation, Unterbau, nicht Überbau, strukturierend, nicht fantasierend (imaginär). Deleuze/Guatari kritisieren diesen entschärfenden, verharmlosenden Gebrauch der Psychoanalyse:

Die gesamte Wunschproduktion wird niedergewalzt, den Erfordernissen der Repräsentation, dem stumpfsinnigen Spiel des Repräsentanten und des Repräsentierten innerhalb der Repräsentation unterworfen. Und genau da liegt das wesentliche: die Reproduktion des Wunsches macht, im Prozess der Behandlung wie in der Theorie, einer einfachen Repräsentation Platz. Das produktive Unbewusste räumt das Feld zugunsten eines Unbewussten, das sich nur mehr ausdrücken kann – im Mythos, in der Tragödie, im Traum ... Die Produktion ist nunmehr Phantasieproduktion, Ausdrucksproduktion. Das Unbewusste hört auf zu sein, was es ist: Fabrik, Werkstatt und wird an deren Stelle Theater, Bild, Inszenierung (Deleuze, Gilles / Guatari, Félix: Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie I, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 68f.).

... das einzige Mittel, das den sterilen Parallelismus, der uns zwischen Marx und Freud debattieren lässt, zu überwinden gestattet: indem wir aufdecken, in welcher Weise die gesellschaftliche Produktion und die Produktionsverhältnisse eine Institution des Wunsches bilden, und in welcher Weise die Affekte oder Triebe zu Infrastruktur selbst gehören. Denn sie gehören ihr an, sind darin in jedem Fall präsent, indem sie in den ökonomischen Formen ihre eigene Repression ebenso erzeugen wie die Mittel, diese Repression zu brechen (ebenda: 81).

Allein ein solcher Begriff des Unbewussten ermöglicht es der Ethnopsychoanalyse, innerhalb der Ethnologie einigermaßen relevante Interventionen zu unternehmen. In habe gesagt, die Kultur und das Unbewusste (die unbewusste Kultur, das kulturelle Unbewusste) seien der Umschlagplatz der Bedeutungen, der verdrängten Bedeutungen und damit auch der Wiederkehr von Bedeutungen. Kulturen sind durch Tradition, Kontinuität, Wiederholung gekennzeichnet, also auch durch Wiederholungszwang, Wiederkehr derselben Phantome, desselben vertraut-verdrängten Unheimlichen, des beunruhigenden Fremden inmitten des Eigenen.”

[Signer, David: Konstruktionen des Unbewussten. Die Agni in Westafrika aus ethnopsychoanalytischer und poststrukturalistischer Sicht. Wien: Passagen Verlag, 1994, S. 116-118]

Symbolische Ordnung

„Freud klärt in «Warum Krieg?» das Verhältnis zwischen Macht und Recht, indem er das Wesen der Macht präzisiert: sie ist zuerst die Gewaltausübung und Gewaltherrschaft des Einen starken Individuums. Der Begriff der Macht ist, wie wir in Anschluss an M. Weber ausgeführt haben, zu allgemein und unspezifisch. Freud betont, dass sich das Recht aus der Gewalt entwickelt hat. Die Tatsache, dass Gewalt auch zur Entscheidung von Interessenskonflikten unter den Menschen (zu denen später auch Meinungskonflikte hinzutreten) angewandt wird, ist allerdings ein Zeichen der immer vorhandenen Kontinuität zwischen dem Tierreich und den Menschen. Dabei zeigt sich die Gewaltanwendung auf zweifache Weise: einmal als Aneignung von Objekten egal welcher Art zwecks Triebbefriedigung, dann als Durchsetzung des eigenen Willens. Die Verdoppelung findet entlang der metonymischen und der metaphorischen Achse statt.

Die erste Humanisierung leistete in dieser Situation der Diskurs des Herrn, als nämlich die List des Geistes und die Fähigkeit, Werkzeuge, d.h. auch Waffen herzustellen und anzuwenden, mit der Einsicht einherging, den anderen, statt ihn zu töten, zu nützlichen Diensten zu zwingen. In der geschichtlichen Entwicklung stellte sich aber der erste Betrüger als der Betrogene heraus.

Die Entdeckung des Wunsches seitens der Unterdrückten, den Herren zu beseitigen, führte diese dazu, einen Vertrag zwecks gegenseitiger Hilfe und zwecks Einigung der vielen Schwachen gegen den Einen Starken zu stiften.

Freud stellt die erste, «rohe» Form des Rechts als die Macht der Geeinigten gegen die Gewalt des Einzelnen dar. Diese «Macht der Geeinigten» war immer noch Gewalt, denn sie richtete sich gegen jeden potentiellen oder realen Versuch eines einzelnen, dem kollektiven Willen zuwider zu handeln, denn was die vielen zusammenhält, ist gerade das gegenseitige Misstrauen und die Erinnerung an den gemeinsam gestürzten Tyrannen. Freud stülpt hier Hobbes um: es ist nicht aus egoistischen Sicherheitsgründen, dass sich alle dem Einem unterwerfen, der sie zu einem Ganzen zusammenhält, sondern umgekehrt, sie finden sich zusammen kraft des Symbols der Verschwörung (conjuration) und sie bestehen in ihrem Zusammenhalt nur durch den Hass auf den Einen, der den «einzigen Zug» für die Massenbildung hergibt. (Im Griechischen bedeutet Symbolon Vertrag; vgl. J. Taubes: “Statt einer Einleitung: Leviathan als sterblicher Gott”, in ders. (Hrsg.): Religionstheorie und politische Theologie I: Der Fürst dieser Welt. C. Schmitt und die Folgen, München u. a., 1983, S. 9f.).

D. h. Freud gibt hier eine Begründung dafür, warum die Republik (bzw. die Demokratie) nicht bloß eine beliebige Regierungsform neben der Monarchie (bzw. Aristokratie) ist, sondern warum sie die einzige Form ist, die der Tendenz des Humanisierungsprozesses entspricht. Dies enthält freilich keine Idealisierung der Republik, Der eigentliche Schritt zur neuen Qualität des Rechts war die Entstehung von positiven Gemeinschaftsgefühlen zwischen den einzelnen Hordenmitgliedern und die gleichzeitige Garantie der Permanenz der Gemeinschaft durch die Schaffung von Gesetzen und Organen, die, ihnen unterworfen, auf die Gesetzesdurchführung achteten.

Diesen überaus wichtigen Schritt stellt Freud in der Zeitentwicklung dar, doch seine Bedeutung ist struktureller Natur. Das Symbolische existierte schon im ersten Verzicht auf Tötung des Besiegten («Milde») und ebenfalls im Zusammenkommen der Verschwörung gegen den Einen. (Es bleibt freilich offen, inwiefern die Verschwörung «gerechtfertigt» war oder ob sie nicht aus Neid der Mittelmäßigen gegen die Persönlichkeit entstand).

So entstand aus der Formulierung und Befolgung von Gesetzen aus einer bloßen Horde ein politisches Gemeinwesen. Nicht das Arbeiten, nicht die Kinderzeugung und Aufzucht und nicht die Hordenbildung machen ein politisches Gemeinwesen aus, sondern erst die Einführung von geschriebenen Gesetzen (mit all ihren Unvollkommenheiten). Diese strukturelle Bestimmung gilt unabhängig von den zufällig und empirischen stattfindenden Prozessen in der Zeit: es ist müßig, danach zu fragen, ob Arbeit oder Familie, allein oder zusammen zuerst «da» waren und dann das Gemeinwesen folgte.

Eine Stammesorganisation ist schon durch Gesetze geprägt, die oral tradiert werden; die Ethnologie zeigt sehr deutlich, dass das Symbolische dort schon wirkt. Die Institutionen (Verwandtschafts- und Rechtssysteme aller Völker, von den «primitiven» bis hin zu den «entwickelten», haben insofern eines gemeinsam, als sie alle innerhalb des Symbolischen existieren, obwohl sie mehr oder minder historisch bedingte Produkte sind. Insofern sie alle vom Symbolischen «zeugen», sind sie aber zu «respektieren», und so bestand die ganze Arbeit von C. Lévi-Strauss in dem Beweis, dass noch die primitivsten Völker hoch entwickelte symbolische Strukturen aufweisen, so dass es überhaupt keine Grundlage für einen Rassismus geben kann, denn alle diese Leistungen sind einander symbolisch «äquivalent».”

[Lipowatz, Thanos: Die Verleugnung des Politischen. Die Ethik des Symbolischen bei Jacques Lacan. Weinheim und Berlin: Quadriga Verlag, 1986, S. 128-130]

„Lorenzer hat in seiner Kritik des psychoanalytischen Symbolbegriffs gezeigt, dass Freud Symbol im Terminus »Erinnerungssymbol« fast gleichbedeutend mit »Erinnerungssymptom« im Sinne von »stellvertretend für« gebraucht hat. Erst nach und nach hat er für die inhaltliche Beziehung zwischen Anlass und pathologischen Phänomen die Bezeichnung »Symbol« reserviert. In den Studien über Hysterie spricht er vom »Mechanismus der Symbolisierung, der zwischen dem Mechanismus der Autosuggestion und dem der Konversion gewissermaßen die Mitte hält«. Symbolisierung hat hier die Bedeutung einer besonderen Abwehrfunktion. Mit der Traumdeutung wird der Begriff noch weiter eingeengt auf die so genannte eigentliche »Traumsymbolik«, die dadurch ausgezeichnet ist, dass sie keine individuelle Leistung des Träumers darstellt, sondern bestehende Chiffren aus Redewendungen, Folklore und Mythen übernimmt. Der überindividuelle Charakter dieser Symbole und ihre chiffrenmäßige Konstanz haben dazu verführt, sie als Elemente einer Sprache des Unbewussten anzusehen und damit das Unbewusste in unzulässiger Weise zu substantialisieren. Lorenzer zeigt nun, wie der von Rank, Ferenczi und Jones abgegrenzte psychoanalytische Symbolbegriff zweierlei Gefahren abwenden musste: die einer Ontologisierung des Unbewussten einerseits und die einer Nivellierung des grundlegenden Unterschiedes von Unbewusst und Vorbewusst andererseits. [...]

Vor allem Kubie hat hier einem neuen Verständnis Bahn gebrochen. Für ihn bedeutet der Prozess der Symbolbildung einen durchgehenden Grundzug aller Ichfunktionen. [...] Im weiteren Verlauf seiner Abhandlung gibt Kubie dem Begriff des Symbols die dreifache Bedeutung a) einer Funktion, durch die wir im Denken und Sprechen Abstraktionen vom Erleben darstellen, b) der Metapher und c) des Symbols im engeren psychoanalytischen Sprachgebrauch, »wo das Symbol eine manifeste Darstellung einer unbewussten latenten Vorstellung ist.«

Kubies Stellungnahme ist keine vereinzelte geblieben. Auch auf der Jahrestagung der amerikanischen psychoanalytischen Vereinigung im Jahre 1960 wurden verschiedene Aspekte des Symbolbegriffes diskutiert. Um einer möglichen Begriffsverwirrung vorzubeugen, schlug Lilli Peller bei dieser Gelegenheit vor, zwischen engerer psychoanalytischer und weiterer Bedeutung von Symbol zu unterscheiden.

Auch Rosen erörtert in seiner Diskussionseinleitung den Symbolbegriff:

»Eine der ärgsten Unzulänglichkeiten der psychoanalytischen Theorie war die terminologische Verwirrung, die durch ihren idiosynkratischen Begriff des ‚Symbols’ verursacht wurde. Hier denke ich, dass linguistische Formulierungen die begriffliche Klarheit fördern können. Was die Psychoanalytiker traditionellerweise als ‚Symbole’ beschrieben haben, z.B. im Traumprozess, würden die Linguisten als ‚Signale’ oder ‚Zeichen’ beschreiben. Die linguistische Theorie reserviert den Terminus ‚Symbol’ für konventionelle und willkürliche Zeichen, die im Dienste intendierter Kommunikation von Bedeutungen stehen wie etwa Worte. In der Psychoanalyse gebrauchen wir den Terminus ohne Unterscheidung für beide Varianten von Phänomenen. Die Fähigkeit zu symbolisieren ist also im linguistischen Sinn des Terminus gänzlich verschieden von einer derartigen Fähigkeit in unserem psychoanalytischen Lexikon.« (Rosen, V. H.: „Introduction to the panel on language and psychoanalysis“, in: International Journal of Psycho-Analysis 50, 1969, S. 115)

Gegen eine solche Auffassung des Symbolbegriffs hat sich eine Stimme erhoben, die zwar nicht vom psychoanalytischen Standpunkt her, aber aus einer profunden Kenntnis Freuds spricht. Ricoeur unternimmt es in seinem Buch Die Interpretation – ein Versuch über Freud, den Punkt zu bestimmen, wo die Psychoanalyse sich in die allgemeine Diskussion um die Sprache einschalte. Er setzt dabei am Begriff des Symbols an.“

[Jappe, Gemma: Über Wort und Sprache in der Psychoanalyse. Frankfurt a. M.: Fischer Verlag, 1971, S. 100-101 und 102-103]

«Symbol und Symptom

Sie liegen nicht auf ein und derselben Ebene: Symbol, das ist etwas, was es auch immer sei, das Gegenständen zukommt; Symptom ist dagegen etwas, das den Subjekten/Körpern anhaftet oder diese durchdringt. Dieses Etwas ist in beiden Fällen dasselbe. So die Rahmenfragestellung: Wie hängen beide, Symbol und Symptom, womit zusammen? [...]

Als Symbolbeispiel wähle ich einen besonders symboltriftigen architektonischen bis technischen Gegenstand aus, der in phobischen Symptomen als „phobisches Objekt“, als Angsttrigger, fungiert, nämlich Brücke, als Phobie entsprechend die Gephyrophobie. [...]

Was ist eine Brücke? Ihr Wesen macht ihre zivilisatorische, insbesondere militärische Leistung aus: die Leistung eben der Überbrückung, und das heißt: künstlich, auf technische Weise, wird die Unterbrechung eines zielgerichteten Weges behoben. [...]

Die Brücke überlistet die Natur, vornehmlich zu militärischen Zwecken. Aber was ist schon dabei? Innerhalb des mythischen Naturverständnisses ist eine solche imponierende Naturüberlistung eine Frevel, ein Verbrechen an der vergöttlichten Natur; Vergehen, das gesühnt werden muss – so verstehen sich auch Menschenopfer an Brücken, Einmauerungen in dieselben bei lebendigem Leibe; später sublimiert dann der vor der Begehung/Befahrung zu entrichtende Brückenzoll (Maut); und heutzutage, weiter noch fortschrittlich verflüchtigt, Steuer, nicht spezifiziert nach Verwendung wofür – ein echter Fortschritt?!... [...]

Im Sprung zur Psychoanalyse jetzt, den Registerwechsel zur Sexualität hinüber, wodurch die technische Rationalität ihre körperliche – ödipal sexuelle – Aufklärung erfährt [...]:

„Die Brücke ist das männliche Glied, und zwar das mächtige Glied des Vaters, das zwei Landschaften (das riesenhaft, weil vom infantilen Wesen gedachte Elternpaar) miteinander verbindet. Diese Brücke ist über ein großes und gefährliches Wasser gelegen, aus dem alles Leben stammt, in das man sich zeitlebens zurücksehnt...

Ich denke, die zwei Deutungen: Brücke = Bindeglied zwischen den Eltern und: Brücke = Verbindung zwischen Leben und Nicht-Leben (Tod) ergänzen sich auf die wirksamste Art; ist doch das väterliche Glied tatsächlich die Brücke, die den Nochnichtgeborenen zum Leben befördert hat (Ferenczi 1972a: 71f.)

Für die Psychoanalyse klärt solche sexuelle Brückensymbolik nicht die Brücke selbst, vielmehr nur dasjenige, was ihr als symbolisierende Zutat, nicht zuletzt vom einschlägigen Kranken, den Brückenphobiker, angetan wurde, auf. Dieser sexuelle Spuk gehört ihr als solcher nicht wesentlich zu und kann entsprechend von ihr wieder abgezogen werden – eine Brücke ist eben eine Brücke, und sonst nichts; und in der Tat: Ihre Sexualisierung löst sich vor unserem gesunden Blick in Nichts auf...

Dagegen behaupte ich: Die symbolisierende Zutat sei selbst schon, im Vornhinein, das Produktionsmotiv des betreffenden Gegenstandes, und entsprechend könne sie von diesem nicht wieder abgezogen, ausschließlich dagegen in dessen tautologische Zweckrationalität hinein, als gegenständliches Unbewusstes, versteckt werden. So der Inbegriff meiner Kritik an der traditionellen Psychoanalyse...

Stringente Schützenhilfe kommt dabei von Heidegger mir seiner Dingmystik („Geviert“ versus „Gestell“):

Die Brücke ist – und zwar als die gekennzeichnete Versammlung des Gevierts – ein Ding. Man meint freilich, die Brücke sei zunächst und eigentlich bloß eine Brücke. Nachträglich und gelegentlich könne sie dann auch noch mancherlei ausdrücken. Als ein solcher Ausdruck werde sie dann zum Symbol, zum Beispiel für all das, was vorhin genannt wurde. Allein die Brücke ist, wenn sie eine echte Brücke ist, niemals zuerst bloße Brücke und hinterher ein Symbol. Die Brücke ist ebenso wenig im voraus nur ein Symbol in dem Sinn, dass sie etwas ausdrückt, was, strenggenommen, nicht zu ihr gehört. Wenn wir die Brücke streng nehmen, zeigt sie sich nie als Ausdruck. Die Brücke ist ein Ding und nur dies. Nur? Als dieses Ding versammelt sie das Geviert. Unser Denken ist freilich von altersher gewohnt, das Wesen des Dinges zu dürftig anzusetzen. Dies hatte im Verlauf des abendländischen Denkens zur Folge, dass man das Ding als ein unbekanntes X vorstellt, das mir wahrnehmbaren Eigenschaften behaftet ist. Von da aus gesehen erscheint uns freilich alles, was schon zum versammelten Wesen dieses Dinges gehört, als nachträglich hineingedeutete Zutat. Indessen wäre die Brücke niemals eine bloße Brücke, wäre sie nicht ein Ding... Die Bauten verwahren das Geviert. Sie sind Dinge, die auf ihre Weise das Geviert schonen. Das Geviert, die Erde zu retten, den Himmel zu empfangen, die Göttlichen zu erwarten, die Sterblichen zu geleiten, dieses vielfältige Schonen ist das einfache Wesen des Wohnens. So prägen denn die echten Bauten das Wohnen in sein Wesen und behausen dieses Wesen (Heidegger, Martin: „Bauen, wohnen, denken. In: ders., Vorträge und Aufsätze. Teil III, Neske, Pfullingen, 1954, S. 153 u. 159) [...]

Symbol und Symptom – es wurde zu Anfang gefragt, wie beide, nach Subjekt- versus Objektzugehörigkeit unterschieden, womit zusammenhängen. Mit demselben Ödipuskomplex in der Art der vergeblichen Anmaßung von Symbolgehalten durch Symptome.  Symbole aber definieren das Produktionsmotiv der symbolisierten Gegenstände, und nicht eine – womöglich insbesondere künstlerisch hervorgeholte – subjektive Zutat zum zweckrationalen Tautologiestatus derselben: dem Rigorismus des „eine Brücke ist eine Brücke, und sonst nichts“. Vorsicht aber! – dieses ausgeschlossene Nichts beherrscht selbst auch die Brücke, indem sie, die Körper mit in den Tod reißend, einstürzt. [...]

Die militärisch gipfelnde zweckrationale Leistung der Brücke besteht in der Passierung eines Abgrunds und, in einem damit, der Ent-Fremdung des jenseitigen Ufers.

Die Symbolisierung der Brücke sinnt dieser nun kein – zwar irgend Verwandtes, doch letztlich – Heterogenes supplementierend an – so die sich missverstehende Symbolisierung als „unverstandene Anamnesis ihres (sc. der symbolisierten „Gebilde“) Ursprungs“ –, vielmehr weitet sie die genannten Kriterien ihres Objekts, der Brücke selbst, genealogisch, und das heißt auf dessen innere Entstehungsgründe hin, aus. Symbolisch geworden, kehrt die Brücke sozusagen heim, nicht zwar zurück in ihren natürlichen Ursprung, den es nicht gibt, jedoch – wie der Konkretismus von Vermittlung – zuerst und zuletzt ins Repräsentationsverhältnis selbst.»

[Heinz, Rudolf: “Symbol und Symptom”. In: texte, Wien: Passagen Verlag, Heft 1 / 2007, 27. Jahrgang, S. 7-18]

«Der Begriff Symbol hat seit seinem ersten Auftreten einen Zusammenhang mit der Religionsgeschichte. Σύμβολον bezeichnet das Zusammengefügte, genauer das wieder zusammengefügte, denn ein Ring oder ein Tontäfelchen war zunächst zerbrochen worden, die Bruchstücke an verschiedene Personen übergeben worden, damit sie an dem bruchlosen Zusammenfügen der Teile ihre Gemeinsamkeit später wiedererkennen konnten. Das Symbol, das auch durch ein Wort repräsentiert werden konnte, verweist auf einen — eventuell in Vergessenheit geraten oder — geheim gehaltenen Zusammenhang oder Sinn.

Symbole wurden in den antiken Mysterienkulten verwendet und gaben dem Eigentümer den Zugang zu den Kulten frei. Bei den antiken Mysterienkulten handelt es sich in der Regel um geheim gehaltene Veranstaltungen, die nur den Eingeweihten, den Mysten und Epopten zugänglich und bekannt waren und deren Profanierung bestraft wurde. Die Geheimhaltung wurde in der ganzen Antike streng beachtet und Mysterienfrevel geahndet. Trotz einiger Mitteilungen von Christen — Clemens von Alexandrien teilt das Erkennungswort (sýnthema) mit, einige weitere Informationen sind von anderen Christen und Gnostikern auf uns gekommen — sind die Geheimnisse z.B. des eleusinischen Mysteriums nicht entschleiert. Wir können die Geschehnisse nur rekonstruieren. Antike Mysterien sind veranstaltete Geheimnisse und das Symbol erlaubte seinem Besitzer den Zugang. Der Begriff Symbol bezeichnet dann nicht nur das Erkennungszeichen oder Wort, sondern auch das Geheimnis selber. Vergleiche und Analogien mit Geheimbünden aus Stammesgesellschaften aber auch aus gegenwärtigen modernen Kulturen bieten sich an.

Doch wurde der Begriff Symbol in der Antike auch im Rechts- und Kriegswesen (Losungswort) verwendet und bezeichnet später im Christentum das Glaubensbekenntnis.

Geheimnisse und Geheimhaltung, Unbewusstheit und zwar produzierte Unbewusstheit deuten auf psychische bzw. in den Individuen psychisch repräsentierte Prozesse. Wie weit kann uns die Psychoanalyse mit ihrem Aufklärungsverfahren zum Verständnis solchen kollektiv veranstalteten Verheimlichens und Vergessens helfen? Freud begegnete in seiner psychotherapeutischen Arbeit, näher bei der Traum- und Symptomanalyse, Symbolen. Ein verworrener oder unverständlicher Traum ebenso wie eine Symptombildung kann in einer Psychoanalyse mit Hilfe der „freien Assoziationen" das Träumers aufgeklärt werden. Der Träumer muss sich verpflichten alles zu sagen, was ihm durch den Kopf geht, auch wenn es ihm unangenehm, unwichtig, nicht dazugehörig oder unsinnig erscheint (G.W.: VII, S. 385). Die Assoziationen oder Einfälle des Träumers führen zu den dem Träumer selber nicht bewussten, d.h. verdrängten latenten Traumgedanken. Die psychoanalytische Deutung eines Traumes bezieht sich deshalb auf den unbewussten latenten Traumgedanken nicht aber auf den manifesten erinnerten Traum, von diesem nimmt die psychoanalytische Arbeit ihren Ausgangspunkt. Die Assoziationen des Träumers führen vom manifesten erinnerten Traum zu den latenten verdrängten Traumgedanken. Eine Deutung, die sich allein an den manifesten erinnerten Traum hält, ist im psychoanalytischen Sinne in der Regel wertlos. Hier gilt die Regel, keine Deutung ohne Assoziationen. Am Grunde jedes Traumes fand die Analyse einen oder mehrere Konflikte, die aus gegensätzlichen psychischen Strebungen bestehen. Diese Strebungen, Hass und Liebe, konnten nicht ausgeglichen werden und deshalb wurde die eine Seite dieser Strebungen unbewusst gemacht. Unbewusst machen aber hebt die Strebungen nicht auf. Vielmehr bleiben die verdrängten Strebungen unbewusst bestehen und kehren z.B. in Träumen wieder. Beim Träumen ist die innerpsychische Zensur herabgesetzt, da Gedanken nicht in Taten umgesetzt werden. Die Zensur ist nicht vollständig aufgehoben, deshalb werden die wiederkehrenden verdrängten Strebungen unkenntlich gemacht. Verdichtung, bei der mehrere Personen und Situationen zu einer Gestalt zusammengeschoben werden, Verschiebung der Affekte, durch welche die Hass- und Zärtlichkeitsstrebungen von einer Person auf eine andere verschoben werden, bilden die Grundmechanismen der durch die Zensur bewirkten Verhüllungen. Die durch Verdichtung und Verschiebung verhüllten und unkenntlich gemachten verdrängten Strebungen müssen in der Regel für den Traum darstellungsfähig gemacht und schließlich in der sekundären Bearbeitung zu einer oberflächlich sinnvoll erscheinenden Geschichte verarbeitet werden. Gültig ist eine psychoanalytische Deutung eines Traumes nur, wenn sie durch die Assoziationen des Träumers gefunden und durch Fortschritte in der Heilung bestätigt wird. Nun ereignet es sich bei Traumanalysen, dass sich dem Träumer zu bestimmten Stücken des manifesten Traumes keine Assoziationen einstellen. Diese Stücke, die auch einer Widerstandsanalyse standhalten, bezeichneten Freud und Rank als Symbole. Der Träumer findet diese Symbole „im Folklore, in den Mythen, Sagen, Redensarten, in der Spruchweisheit und in den umlaufenden Witzen" eines Volkes bereits vor (GW, II/III, S. 256, 695).

Symbole im psychoanalytischen Sinne sind mithin kollektiv, oder eine kollektive Ausdrucksweise von Verdrängtem. Der Träumer, bzw. die Traumzensur bedient sich dieser kollektiven Ausdruckweise und erleichtert sich dadurch die Traumarbeit bzw. die Traumentstellung.

In einer therapeutischen Analyse werden die Symbole durch Deutungsvorschläge des Analytikers angegeben. Diese Deutungsvorschläge gründet der Analytiker auf seine früheren Erfahrungen sowie auf die Kenntnis der seiner Kultur- und Sprachgemeinschaft angehörenden Symbolsprache. Eine Bestätigung dieser Deutungsvorschläge wird darin gesehen, dass dem Patienten erneut Einfälle kommen und die analytische Verfahren dahingehend verändert, dass er von vornherein — unter Zurücksetzung der Assoziationen des Patienten — Träume und Symptombildungen durch die Heranziehung von Mythen und esoterischen Traditionen im Rahmen der „Amplifikation" interpretierte. Nach der psychoanalytischen Symboltheorie gibt es keine universale, sondern nur Kultur-abhängige Symbole. Dies gilt auch, wenn einzelne, vor allem Körper-Symbole einen Kulturkreis überschreitende Bedeutung zu haben scheinen. Doch lassen sich für solche scheinbar universale Symbole auch immer Gegenbeispiele anführen, man denke an die Geschlechtszuschreibung, z.B. von Sonne und Mond oder von rechts und links. In der Jungschen Symbollehre haben diese einen universalen Rang. Für diese Universalisierung zahlt er allerdings den Preis, dass er von den Archetypen, auf die die Symbole sich beziehen, schreiben muss: dass „in letzter Linie auch gar nicht anzugeben (ist), worauf sie sich beziehen" (Jung-Kerenyi. Einführung in das Wesen der Mythologie, S. 113, 1980).

Nun könnte man Gleichnisse, Allegorien, Metaphern, Anspielungen und alle Arten indirekter Darstellung, an denen die Sprachen ja so reich sind, ebenfalls als kollektive Ausdrucksweise und als Symbole betrachten. Allein im psychoanalytischen Sinne werden sie nur dann zu Symbolen, wenn ihnen im Bewusstsein eine logisch unerklärliche und unbegründete Affektbesetzung zukommt und wenn von ihnen analytisch festzustellen ist, dass sie diese affektive Überbetonung der unbewussten Gleichsetzung mit einer anderen, d.h. der verdrängten Vorstellung verdanken. „Nicht alle Gleichnisse sind also Symbole, sondern nur jene, bei denen das eine Glied der Äquivation ins Unbewusste verdrängt ist." (Ferenczi, „Zur Ontogenese der Symbole“, Schriften I, S. 173; vgl. auch Rank-Sachs, Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften, 1913, s. 11 ff; E. Jones, Die Theorie der Symbolik, I.Z. 1919).

Gleichnisse, Metaphern, Allegorien sind noch keine Symbole. „Erst von dem Moment an, wo infolge der kulturellen Erziehung das eine (u. zw. das wichtigere) Glied des Gleichnisses verdrängt wird, gelangt das andere (früher unwichtigere) Glied zur affektiven ‘Überbetonung’ und wird ein Symbol des Verdrängten" (Ferenczi, S. 174). Die Genese eines Symbols unterscheidet sich von der Entstehung von Symptomen und anderen psychischen Bildungen durch ihren kollektiven Aspekt. Zum Symbol im psychoanalytischen Sinne wird es durch eine stattgehabte Verdrängung, Verdichtung und Verschiebung der Affekte und der Wiederkehr des Verdrängten im Symptom oder Symbol.

Ohne Zweifel haben wir es bei vielen als Symbole angesehenen Erscheinungen mit Verdichtungen und affektiven Verschiebungen zu tun, z.B. die immer wieder als Beispiel angeführte Fahne oder andere Insignien eines Staates. Die Fahne als Stoff ist nicht der Staat, doch ist er in ihm verdichtet dargestellt, an der Fahne hängen Affekte, die nicht dem Stück Stoff gelten, sondern dem, was es repräsentiert, auf es sind die dem Lande und seinen Menschen geltenden Affekte verschoben. Allerdings wird man in der Regel nicht davon sprechen dürfen, dass diese Verdichtung und Verschiebung unbewusst bleiben. Normalerweise ist jedem Individuum bekannt, was die Fahne repräsentiert. Bisweilen finden sich in Verbindung mit nationalen Symbolen auch Prozesse der gesellschaftlichen Unbewusstmachung, nämlich dann, wenn zwar behauptet wird, dass diese Symbole das Ganze, alle Menschen eines Landes und ihre Interessen repräsentieren, tatsächlich aber eine Gruppe das durch die Fahne dargestellte Ganze für ihre partikularen Interessen und Zwecke missbrauchen und zugleich diese Vertauschung von Allgemeinem und Besonderem nicht geäußert, nicht öffentlich gemacht werden darf, mithin eine gesellschaftliche Unbewusstheit über die tatsächlichen Verhältnisse erzwungen wird. Beispiele aus der aktuellen Geschichte von Staaten aber auch Religionen sind zu bekannt, als das ich sie anzuführen brauche. Allein auch in diesen Fällen, ist zwar von einer gesellschaftlichen Verdrängung, nicht aber von einem gesellschaftlichen Unbewussten, das ein verselbständigtes Substrat außerhalb der Individuen darstellt, zu sprechen. Denn es wird immer Kritiker geben, denen die tatsächlichen Verhältnisse bewusst sind, und die diese Wahrheit bei gelegentlichen Protesten oder in Witzen auch äußern. Ich spreche deshalb von einer gesellschaftlichen Unbewusstheit, nicht von einem gesellschaftlichen Unbewussten. Und diese Differenz zwischen individuell Unbewusst-Verdrängtem und der gesellschaftlichen Unbewusstheit darf man nicht verwischen. Spätestens wenn die psychoanalytische Methode der Entschlüsselung von Symbolen, d.h. Stockungen in den freien Assoziationen, Deutung und Fortschritte im Heilungsprozess, Wiederaufnahme der Assoziationen, auf Gruppen übertragen werden soll, muss man entdecken, dass diese Methode der freien Assoziation eines Patienten in einer psychoanalytischen Situation unmittelbar nicht auf gesellschaftliche Gruppen übertragbar ist. Gesellschaftlich gesehen ist kein Subjekt da, — wie der Träumer in der Psychoanalyse —, das seine freien Einfälle äußern könnte. Von einem Heilungsprozess, der in einer individuellen Analyse auch die vom Analytiker vorgeschlagene Deutung der aufgetauchten Symbole bestätigt, kann in der Regel auch nicht gesprochen werden. Und wo psychoanalytische Ethnologen wie G. Roheim diese Parallele ziehen, gerinnt ihnen Kultur zur universellen Krankheit (vgl. H. Zinser, Mythos und Arbeit, Berlin 1977, S. 107).

Bei einer Anwendung der psychoanalytischen Symboltheorie auf kulturelle und gesellschaftliche Symbole wird das Verfahren der freien Assoziation ersetzt durch das so genannte Variationsdeutungsverfahren, bei welchem ein Symbol aus seinem Kontext, seinen trotz aller Gleichheit verschiedenen Verwendungen in einer Gruppe und ihrer Geschichte und durch Vergleiche gedeutet wird. Die verschiedenen Ereignisse und Formen der Symbole werden sozusagen als Assoziationen betrachtet. Gegen ein solches Verfahren ist, zumal es in dieser oder jener Form Grundlage aller hermeneutischen Arbeit darstellt, nichts einzuwenden, solange man sich bewusst bleibt, dass es sich nicht um Psychoanalyse im eigentlichen Sinne handelt. Methodisch gesehen wird man die psychoanalytische Symboldeutung nur mit großer Vorsicht anwenden. Aber die psychoanalytische Symboltheorie gibt Hinweise darauf, wonach man bei der Untersuchung von Symbolen fragen kann und sollte: nämlich nach dem, was gesellschaftlich unbewusst gemacht werden muss. Dies schließt auch die Frage ein, warum in einer Gesellschaft und in der Religion vieles als Geheimnis, als Unbewusstgemachtes eben nur symbolisch ausgedrückt worden ist bzw. werden darf.

Unter diesen Fragestellungen wären die bisher zusammengetragenen Berichte und Deutungen der eingangs angeführten eleusinischen Mysterien von Karl Kerenyi als Vegetations- und Opferkult bis hin zu der kürzlich von Wasson, Ruck und Hofmann vorgelegten Deutung der Mysterien als Rauschkult durch weitere Deutungen zu ergänzen. Auch für die eingangs genannten Mysterien von Eleusis hat man vermutet, dass in ihnen ein Koitus, d.h. eine Urszene, bzw. deren Wiederauflage gezeigt wurde. Wie begründet diese Vermutung ist, ist schwer zu entscheiden, jedenfalls sind aus der Antike Mysterienkulte überliefert, in denen eine reale oder symbolische Darstellung eines Koitus veranstaltet wurde (vgl. K. Kerenyi, Die Mysterien von Eleusis, 1962, S. 112). [...]

Ich möchte das Gewicht darauflegen, dass Symbole und Symbolisierungen sekundär, wenn auch in entstellter und verhüllter Form, eine Kommunikation über das erlauben, was — wie in den antiken Mysterien — zum Geheimnis gemacht, zur kollektiven Unbewusstheit bestimmt ist.

In religiösen Symbolen erhält mithin auch das einen verzerrten Ausdruck, was durch Verdichtung und Verschiebung unkenntlich gemacht hat werden sollen Die Verzerrung aber war durch einen Herrschaftsprozess zustande gekommen und erzwungen worden. Eine religionswissenschaftliche Analyse wird Symbole deshalb nicht als etwas besonders Ehrwürdiges, Heiliges oder Archaisches betrachten und vor ihnen verstummen, sondern in der Analyse ein Bündnis mit den in den Symbolen erscheinenden Triebkräften und Interessen suchen.»

[Zinser, Hartmut: „Symbol und Bündnis. Nachtrag zur Verwendung der psychoanalytischen Symboltheorie in der Religionswissenschaft“. In: Zinser, H. / Stentzler, F. / Kohl, Karl-Heinz: Foedera naturai. Klaus Heinrich zum 60. Geburtstag. Würzburg: Königshausen & Neumann, 1989, S. 423-428]

Símbolo, formación del símbolo, simbolización, simbolismo

En general, un símbolo es algo que está referido o que representa alguna otra cosa, en contraste con un signo, que indica presencia de algo. En este sentido, las palabras, los emblemas, medallas, etc., son todos símbolos, ya que derivan su significación del hecho de que se refieren a otra cosa, estando basadas sus referencias, las conexiones entre ellos y sus referentes, en la asociación de ideas y, generalmente, establecidas por convención. En todas estas instancias, sin embargo, la conexión entre símbolo y referente es consciente, mientras que la teoría psicoanalítica del simbolismo estudia la sustitución inconsciente de una imagen, idea, o actividad, por otra. Jones (1916) hizo una distinción entre «verdadero» simbolismo y «simbolismo en su sentido más amplio», y escribió: «Si la palabra simbolismo es tomada en su sentido más amplio, el sujeto es visto como si abarcara casi todo el desarrollo de la civilización. Porque, ¿qué es esto sino una interminable serie de sustituciones evolucionarias, o también, un incesante reemplazo de una idea, un interés, una capacidad, o tendencia, por otra?» El verdadero simbolismo, por su parte «surge como el resultado de conflictos intrapsíquicos entre las tendencias represivas y lo reprimido ... sólo lo que es reprimido es simbolizado; sólo lo que es reprimido necesita ser simbolizado ... las dos características cardinales del simbolismo en su sentido estricto son (1) que el proceso es totalmente inconsciente ... y (2) que el afecto que investiga la idea simbolizada no ha probado ser, en lo que el simbolismo se refiere, capaz de esa modificación en la calidad denotada en el término “sublimación”.» Según esta definición del simbolismo, las sustituciones implicadas en la creación de las imágenes del sueño y de los síntomas son ejemplos de formación de símbolos, mientras que aquellas implicadas en la sublimación no lo son. El simbolismo «verdadero» o psicoanalítico se asemeja, en verdad, al soñar y a la formación de síntomas en el sentido de que son construcciones privadas, el significado de las cuales puede descubrirse solo en términos de la experiencia individual del sujeto y no por referencia a las convenciones sociales. La aparente excepción a esto, los así llamados «simbolismos universales», que se encuentran en los sueños, la mitología y el folklore, se explican por referencia a la «uniformidad de los intereses fundamentales y perennes de la humanidad» y no a la uniformidad de la capacidad humana para observar semejanza entre los objetos.

La simbolización es clasificada a menudo como uno de los procesos primarios que gobiernan el pensamiento inconsciente, tal como están ejemplificados en los sueños y en la formación de síntomas, pero no por Freud mismo, presumiblemente sobre la base de que los procesos connotados en la formación de símbolos son el desplazamiento [Verschiebung] y la condensación [Verdichtung].

Freund parece no haber estado de acuerdo, según se cree, con la idea de que las palabras no son «verdaderos símbolos», ya que en su última obra (1949) escribió: «Los sueños utilizan sin limitaciones los símbolos lingüísticos, el significado de los cuales es, en su mayor parte, desconocido para el soñador. Nuestra experiencia, sin embargo, nos permite establecer sus sentidos. Se originan, probablemente, en una de las primeras fases del desarrollo del habla». En su Introducción al psicoanálisis (1916) también descubrió el simbolismo como un «antiguo pero obsoleto modo de expresión». La de Jones es, sin embargo, la «teoría analítica clásica» del simbolismo. Véase Rycroft (1956) para un intento de reconciliar los usos analíticos y no analíticos sobre la base del simbolismo de los procesos primarios y secundarios, y Segal (1957) para una distinción entre símbolos que representan a procesos instintivos y aquellos que los sustituyen.

La teoría psicoanalítica asegura que el objeto o actividad simbolizados es siempre uno de interés básico, instintivo o biológico, estando siempre la sustitución o el desplazamiento lejos del cuerpo, esto es, y por ejemplo, que los cuchillos, los aviones, las armas pueden interpretarse como «símbolos fálicos», pero el pene no podría ser nunca símbolo del cuchillo. Los desplazamientos en la dirección opuesta, centrípeta, son «regresiones». Una excepción es el «simbolismo funcional» de Silberer, que ocurre cuando una persona dormida o fatigada comienza a pensar en abstracciones y en lugar de ellas encuentra imágenes visuales que llegan a la mente.”

[Rycroft, Charles: Diccionario de psicoanálisis. Buenos Aires: Paidós, 1976, p. 107-108]  

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